Das Mädchen ohne Hände

Vergleich der Fassungen von 1819 und 1857

Dies ist ein automatisierter Vergleich der 2. Fassung von 1819 des Märchens "Das Mädchen ohne Hände" (KHM 31) aus dem zweiten Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm mit der 7. Fassung von 1857.

Es war ein Müller war nach und nach in Armuth gerathen, und hatter nichts mehr hatte, als seine Mühle und einen großen Aepfelbaum dahinter. Einmal war er in den Wald gegangen, Holz zu holen, da trat ein alter Mann zu ihm, den er noch niemals gesehen hatte, und sprach: »was quälst du dich da mit Holzhacken, ich will dich reich machen, uwendn du mir versprichst mir dagegen, was hinter deiner Mühle steht; nach drei Jahren komm ich und hols ab»Was kann das seyan, dachte ders Müllser,in als mein Aepfelbaum?« dachte der Müller, sagte »ja und verschrieb es dem fremden Manne. Der aber lachte höhnisch und sazgte »nach drei Jahren will ich kommen und abholen was mir gehört,« und gieng fort,. undAls der Müller ging auch heiHaus kam, da trat ihm seine Frau entgegen und sprach: »sage mir, Müller, woher kommt der großplötzliche Reichthum in unser Haus,? auf einmal sind alle Kisten und Kasten sind voll, und kein Mensch hats hereingebracht, Dund ich wer Müllnicht wie es zugegangen ist.« Er antwortete:, »das kommt von ein altem fremden Manne, bdegegneter mir im Wald,e vobegegnet ist unde mir kgrommße Schätsze verheißen hat; ich habe ihm dafürgegen verschrieben, was hinter der Mühle steht: den großen Apfelbaum können wir wohl dafür geben.« »Ach, Mann,« sagte die Frau erschrocken, »das wird schlimm werden, das ist der Teufel gewesen,: dern Apfelbaum hat unsere Tonichter damit gemeint, siondern staundsere gTochtera, die stand hinter der Mühle und kehrte den Hof.«

Die Müllerstochter war ein gar schönes und frommes Mädchen, und lebte die drei Jahre in Gottesfurcht und ohne Sünde. Als nun die Zeit herum war, und der Tag kam, wo sie der Böse holen wollte, da wusch sie sich rein und machte mit Kreide einen Kranz um sich. Der Teufel erschien ganz frühe, aber er konnte sich ihr nicht näaher kommen. Zornig sprach er zum Müller: »thu ihr alles Wasser weg, damit sie sich nicht mehr waschen kann, undenn sonst habe ich keine Gewalt über sie habe.« Der Müller fürchtete sich und that es. Am andern TaMorgen kam der Teufel wieder, aber sie hatte auf ihre Hände geweint, und sie waren ganz rein. Da konnte er ihr der Teufel wiederum nicht nahen. Wütheund sprach wüthernd zu dem Müller: »hau ihr die Hände ab, damisonst kann ich ihr enichtwas anhaben kann.« Der Müller aber entsetzte sich und antwortete: »wie könnt ich meinem eigenen Kinde die Hände abhauen!« Da drohte ihm der Böse und sprach: »wo du es nicht thust, so bist du mein, und ich habole dich selber.« Nun ward dDem Vater Award angst, und er versprach deihm Teufel zu gehorchen. Darnach gieng er zu dem Mädchen und sagte: »mein Kind, wenn ich dir nicht beide Hände abhaue, so führt mich der Teufel fort, und in der Angst hab ich es ihm versprochen,. Hilf mir doch bitten dmeicner Noth umnd Vverzeihue mir was ich böses ang dir thue.« Sie antwortete:, »lieber Vater, macht mit mir, was ihr wollt, ich bin euer Kind.« Darauf legte sie beide Hände hin und ließ sie sich abhauen. ZDer Teufel kam zum drittenmal kam der Teufel, aber sie hatte so lange und so viel auf die Stümpfe geweint, daß sie doch ganz rein war; uend. erDa mußte er weichen und hatte alles Recht anuf sihre verloren.

NunDer Müller sprach derzu Mülleihr: »ich habe so großes Gut durch dich gewonnen, ich will dich Zzeitlebens aufs köstlichste halten.« Aber sSie antwortete: aber »hier kann ich nicht bleiben,: ich will fortgehen;: mitleidige Menschen werden mir schon so viel geben, als ich brauche.« Darauf ließ sie sich die verstümmelten Arme auf den Rücken binden, und mit Sonnenaufgang gingmachte sie sich aufort den Weg und gieng den ganzen Tag bis es Nacht ward. Da kam sie zu einem königlichen Garten, und beim Mondschimmer sah sie, daß schöne Bäume voll schöner Früchte darin standen,; aber sie konnte nicht hinein, denn es war ein Wasser darum. Und weil sie den ganzen Tag gegangen war und keichtsnen Bißen genossen hatte, und soder hHunger sige warquälte, so dachte sie, »ach, wäre ich darin, damit ich etwas von den Früchten äße, sonst muß ich verschmachten.« Da kniete sie nieder, rief Gott den Herrn an und betete. Auf einmal kam ein Engel daher, der machte eine Schleuße in dem Wasser zu, so daß der Graben trocken ward und sie hindurch gehen konnte. Nun gieng sie in den Garten, und der Engel gieng mit ihr. Sie sah einen Baum mit Obst, das waren schöne Birnen, aber sie waren alle gezählt. Da trat sie hinzu und aß eine mit dem Munde vom Baume ab, ihren Hunger zu stillen, aber nicht mehr. Der Gärtner sah es mit an, weil aber der Engel dabei stand, fürchtete er sich und meinte, edas Mädchen wäre ein Geist, schwieg still und hgetrautte nicht gezu rufen, auchoder denichts gGeisagt anzureden. Als sie aber die Birne gegessen hatte, war sie gesaättigt, undavo gieng und versteckte sich in das Gebüsch. Der König, dem der Garten gehörte, kam am andern Morgen herab, da zählte er und sah, daß eine der Birnen fehlte, und fragte den Gärtner, wo sie hingekommen wäre?: sie lieäge nicht unter dem Baume und swärey doch weg. Da antwortete der Gärtner: »vorin digeser Nacht kam ein Geist herein, der hatte keine Hände und aß eine mit dem Munde ab.« Der König sprach: »wie ist der Geist über das Wasser herein gekommen,? und wo ist er hingegangen, nachdem er die Birne gegessen hatte?« Der Gärtner antwortete: »es kam jeimanerd imn schneeweißenm Kleide vom Himmel, der hat die Schleuße vorgezougenmacht und das Wasser gehemmt;, damit der Geist durch den Graben gehen konnte. Und weil daes ein Engel muß gewesen seyin, so habe ich mich gefürchtet, nicht gefragt und nicht gerufen. DaAls dernach Geist die Birne Ggegessen hatte, ist er wieder zurückgegangen.« Der König sprach: »künfverhältig es Nasich wie du sagst, so will ich diese Nacht bei dir wachen.«

Als es nun dunkel ward, kam der König in den Garten, und hbrachtte einen Priester mitgebracht, der sollte den Geist anreden. SiAlle drei setzten sich alle drei unter den Baum und gaben acht. Um Mitternacht kam dasi Mädchen aus dem Gebüsch gekrochen, trat zu dem Baum, und aß wieder mit dem Munde wieder eine Birne ab.; Nneben ihr aber stand der Engel im weißen Kleide. Da gieng der Priester hervor und sprach: »bist du von Gott gekommen oder von der Welt gekommen? bist du ein Geist oder ein Mensch?« »NeSin,e antwortete s»ie, ich bin kein Geist, sondern ein armer Mensch, von allen verlassen, nur von Gott nicht.« Der König sprach: »wenn du von aller Welt verlassen bist, so will ich dich nicht verlassen.« DaErauf nahm er sie mit in sein Schloß, lin ihr silberine ndigliches maSchenloß, und weil sie so schön und fromm war, liebte er sie von Herzen, ließ ihr silberne Hände machen und nahm sie zu seiner Gemahlin.

Nach einem Jahre mußte der König über Feld ziehen, da befahl er sediner Mjuttnger die Königin seiner Mutter, und sprach: »wenn sie ins Kindbett kommt, so haltet und verpflegt sie wohl und schreibt mirs gleilch ign einem Briefe.« Nun gebar sie einen schönen Sohn,. dDa schrieb es die alte Mutter eilig und meldete ihm die frohe Nachricht. Der Bote aber ruhte unterwegs an einem Bache, und da er von dem langen Wege ermüdet war, schlief er ein,. dDa kam der Teufel, welcher der frommen Königin immer zu schaden trachtete, und vertauschte den Brief mit einem andern, darin stand, daß die Königin einen Wechselbalg zur Welt gebracht hätte. Als der König den Brief las, erschrack er und betrübte sich sehr, doch schrieb er zur Antwort, sie sollten die Königin wohl halten und pflegen, bis zu seiner RücAnkkunft. Der Bote gieng mit dem Brief heimzurück, ruhte an der nämlichen Stelle und schlief wieder ein,. dDa kam der Teufel abermals und legte ihm einen andern Brief in sedine Tasche, darin stand, sie sollten die Königin mit ihrem Kinde tödten. Als dDie alte Mutter erschrack heftig als sie den Brief erhielt, erschrackonnte sies nichefti glauben und schrieb dem Könige noch einmal dasselbe, aber sie bekam keine andere Antwort, daweil der Teufel dem schlafenden Boten jedesmal einen falschen Brief untergeschoben: hatte und in dem letzten Brief des Königs stand noch, sie sollten zum Wahrzeichen der Königin Zunge und Augen der Königin aufheben.

Aber die alte Mutter weinte, daß so unschuldiges Blut sollte vergossen werden, ließ in der Nacht eine Hirschkuh holen und schlachten, und schnitt ihr Zunge und Augen aus und hob sie auf. Dann sprach sie zu der Königin: »ich kann dich nicht tödten lassen, wie der König befiehlt, aber länger darfst du nicht hier bleiben,: geh mit deinem Kinde in die weite Welt hinein und komm nimmer wieder hiezurherückDaraufSie band sie ihr das Kind auf den Rücken, und die arme Frau gieng mit weiniglichen Augen fort. Sie kam in einen großen wilden Wald., Dda setzte sie sich auf ihre Knie und betete zu Gott, und der Engel des Herrn erschien ihr und führte sie zu einem kleinen Haus, daran war ein Schildchen mit den Worten: »hier wohnt ein jeder frei.« Aus dem Haäuschen kam eine schneeweiße Jungfrau, die sprach: »willkommen, Frau Königin!,« und führte sie hinein. Da band sie ihr den kleinen Knaben von dem Rücken und hielt ihn an ihre Brust, damit er trank, und legte ihn dann auf ein schönes gemachtes Bettlchein. Da sprach die arme Frau: »woher weißt du, daß ich eine Königin war?« dDie weiße Jungfrau antwortete: »ich bin ein Engel, von Gott gesandt, dich und dein Kind zu verpflegen.« Da blieb sie in dem Hause sieben Jahre, und war wohl verpflegt, und durch Gottes Gnade wegen ihrer Frömmigkeit wuchsen ihr die abgehauenen Hände wieder.

Der König kabm er,ndlich alus dem Felde wieder nach Haus, gund sekommein erstes war, wolltdaß er seine Frau mit dem Kinde sehen; dwollte. Da fieng die alte Mutter an zu weinen und sprach: »du böser Mann, was hast du mir geschrieben, daß ich die zwei unschuldige Seelen ums Leben bringen sollte!« und zeigte ihm die beiden Briefe, die der Böse verfälscht hatte, und sprach weiter: »ich habe gethan, wie du befohlen hast,« und wies ihm die Wahrzeichen, Zunge und Augen. Da fieng der König an, noch viel bitterlicher zu weinen über seine arme Frau und sein Söhnlein, daß es die alte Mutter erbarmte, und sie zu ihm spragte:ch »gieb dich zufrieden, sie lebt noch:. iIch habe eine Hirschkuh heimlich schlachten lassen und von dieser die Wahrzeichen genommen, deiner Frau aber habe ich ihr Kind auf den Rücken gebunden, und sie geheißen in die weite Welt zu gehen, und sie hat versprechen müssen, nichte wieder hierher zu kommen, weil du so zornig über sie wärst.« Da sprach der König:, »ich will gehen, so weit der Himmel blau ist, und nicht essen und nicht trinken bis ich meine liebe Frau und mein Kind wieder gefunden habe, wenn sie nicht in der Zeit umgekommen oder Hungers gestorben sind.«

Darauf zog der König umher, an die sieben Jahre lang, und suchte sie in allen Steinklippen und Felsenhöhlen, aber er fand sie nicht, und dachte, sie wäre verschmachtet. Er aß nicht und trank nicht iwährend dieser ganzen Zeit, aber Gott erhielt ihn. Endlich fkandm er in deminen großen Wald und fand darin das kleine Häuschen, daran das Schildchen war mit den Worten: »hier wohnt jeder frei.« Da kam die weiße Jungfrau heraus, nahm ihn bei der Hand, und führte ihn hinein, und sprach: »seyid willkommen, Herr König!,« und fragte ihn, wo er her käme. Er antwortete: »ich bin bald sieben Jahre umherum gezogen, und suche meine Frau mit ihrem Kinde, ich kann sie aber nicht finden; sie mögen wohl verschmachtet seyn!.« Der Engel bot ihm zu eEssen und zu tTrinken an, er nahm es aber nicht, und wollte nur ein wenig ruhen;. dDa legte er sich schlafen, und deckte sein Tuch über dasein Gesicht.

Darauf gieng der Engel in die Kammer, wo die Königin mit ihrem Sohne saß, den sie gewöhnlich Schmerzenreich nannte, und sprach zu ihr: »geh heraus mit sammt deinem Kinde, dein Gemahl ist gekommen.« Da gieng sie hin, wo er lag, und das Tuch fiel ihm vom Angesicht;. dDa sprach sie: »Schmerzenreich, heb deinem Vater das Tuch auf und decke ihm sein Gesicht wieder zu.« UDas Kind er hob es auf und deckte es wieder über sein Gesicht. Das hörte der König im Schlummer, und ließ das Tuch noch einmal gerne fallen. Da sprach sie wiederum: »Schmerzenreich, heb deinem Vater das Tuch auf und deck ihm sein Gesicht wieder zu.« Da ward das Knäbchen ungeduldig und sagte: »liebe Mutter, wie kann ich meinem Vater das Gesicht zudecken, ich habe ja auf der Welt keinen Vater. auf der Welt? Ich habe das Beten gelernt:, unser Vater, der du bist im Himmel!; da hast du gesagt, mein Vater wär im Himmel und wäre der liebe Gott: wie soll ich einen so wilden Mann kennen? der ist mein Vater nicht!.« NuWie der König das hörte, richtete er sich der König auf und fragte, wer sie wäre. Da sagte sie: »ich bin deine Frau, und das ist dein Sohn Schmerzenreich.« Und er sah ihre lebendigen Hände, und sprach: »meine Frau hatte silberne Hände.« Sie antwortete: »die natürlichen Hände hat mir der gnädige Gott wieder wachsen lassen;« und der Engel gieng in die Kammer, holte die silbernen Hände und zeigte sie ihm. Da sah er erst gewiß,s daß daes seine liebe Frau und sein liebes Kind war, und küßte sie und war froh, und sagte »ein schwerer Stein ist von meinem Herzen gefrohallen.« Da speiste sie der Engel Gottes noch einmal zusammen, und dann giengen sie nach Haus zu seiner alten Mutter,. dDa war große Freude überall, und der König und die Königin hielten noch einmal Hochzeit, und sie lebten vergnügt bis an ihr seliges Ende.


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