Der Arme und der Reiche

Vergleich der Fassungen von 1819 und 1857

Dies ist ein automatisierter Vergleich der 2. Fassung von 1819 des Märchens "Der Arme und der Reiche" (KHM 87) aus dem zweiten Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm mit der 7. Fassung von 1857.

Vor alten Zeiten, als der liebe Gott noch selber auf Erden unter den Menschen wandelte, trug es sich zu, daß er eines Abends müde war und ihn die Nacht überfiel, beh’vor er zu einer Herberge kommen konnte. Nun standen auf dem Weg vor ihm zwei Häuser einander gegenüber, das eine groß und schön, das andere klein und ärmlich anzusehen, und gehörte das große einem rReichen, das kleine einem armen Manne. Da dachte unser Herr Gott: »dem Reichen werde ich nicht beschwerlich fallen,: bei ihm will ich aübernklopfachten.« Der Reiche, als er an seine Thüre klopfen hörte, machte das Fenster auf und fragte den Fremdling, was er suche? Der Herr antwortete: »ich bitte nur um ein Nachtlager.« Der Reiche guckte den Wandersmann an vomn Haupt bis zu den Füßen an, und weil der liebe Gott schlichte Kleider trug und nicht aussah wie einer, der viel Geld in der Tasche hat, schüttelte er mit dem Kopf und sprach: »ich kann euch nicht aufnehmen, meine Kammern liegen voll Kräuter und Samen, und sollte ich einen jeden beherbergen, der an meine Thüre klopfte, so könnte ich selber den Bettelstab in die Hand nehmen. Sucht euch anderswo ein Auskommen.« Schlug damit sein Fenster zu und ließ den lieben Gott stehen. Also kehrte ihm der liebe Gott den Rücken, und gieng hinüber zu dem kleinen Haus und klopfte an. Kaum hatte er angeklopft, so klinkte der Arme schon sein Thürchen auf und bat den Wandersmann einzutreten. und b»Bleibt ihm die Nacht über zu bleib mir,« sagten: er »es ist schon finster, sagte er, und heute könnt ihr doch nicht weiter kommen.« Das gefiel es dem lieben Gott und er trat zu ihm ein;. dDie Frau des Armen reichte ihm die Hand, hieß ihn willkommen und sagte, er möchte sichs bequem machen und vorlieb nehmen, sie hätten nicht viel, aber was es wäre, gäben sie von Herzen gerne. Dann setzte sie Kartoffeln ans Feuer, und derweil sie kochten, melkte sie ihre Ziege, damit sie ein Bischwenig Milch dazu hätten. Und als der Tisch gedeckt war, setzte sich der liebe Gott zu ihniender und aß mit ihnen, und schmeckte ihm die schlechte Kost gut, denn es waren vergnügte Gesichter dabei. WiNachdem sie gegessen hatten, und Schlafenszeit war, rief die Frau heimlich ihren Mann und sprach: »hör, lieber Mann, wir wollen uns heute Nacht eine Streu dahin machen, damit der arme Wanderer sich in unser Bett legen und ausruhen kann,: er ist den ganzen Tag über gegangen, da wird einer müde.« »Von Herzen gern,« antwortete er, »ich wills ihm anbieten,« gieng zu dem lieben Gott und bat ihn, wenns ihm recht wäre, möcht er sich in ihr Bett legen und seine Glieder ordentlich ausruhen. Der liebe Gott aber wollte den beiden Alten ihr Lager nicht nehmen, dochaber sie ließen sie nicht ab, bis er es endlich that und sich in ihr Bett legte;: sich selbst aber machten sie eine Streu auf die Erde. Am andern Morgen standen sie vor Tag schon auf und kochten dem Gast ein armes Frühstück, so gut sie es hatten. Als nun die Sonne durchs Fensterlein herein schien und der liebe Gott aufgestanden war, aß er wieder mit ihnen und wollte dann seines Weges ziehen. Doch aAls er in der Thüre stand, kehrte er sich um und sprach er: »weil ihr so mitleidig und fromm seyid, so wünscht euch dreierlei, das will ich euch erfüllen.« Da sagte der Arme: »was soll ich mir sonst wünschen, als die ewige Seligkeit, und daß wir zwei, so lang wir leben, gesund sdabei bleibend und unser nothdürftiges, tägliches Brot haben; fürs Ddritte weiß ich mir nichts zu wünschen.« Der liebe Gott sprach: »willst du dir nicht ein neues Haus für das alte wünschen?« D»O ja sagte der Mann, ja, »wenn ich das giauch ngoch erhalten kann, so wärs ihmirs wohl lieb.« NunDa erfüllte der Herr ihre Wünsche, und verwandelte ihr altes Haus in ein schönes neues, und galsb das gescihnehen wnochmar,ls vserlineßn Ser sigen und zog weiter.

AlEs ewar schon voller Tag, war,ls der Reiche aufstand. undEr legte sich ins Fenster legte,und sah er gegenüber ein schöneues, reinlicheues Haus smite rothen Ziegeln, wo sonstatt derine alten Hütte gestanden hatte. Da machte er große Augen, rief seine Frau herbei und sprach: »Frsau,g sieh einmalir, wieas ist das zugegangschehen? Gestern Abend stand dnortch edine alte elende Hütte, und nheunte istseht da ein schönes neues Haus;. lLauf doch einmal hinüber und hör’,e wie das gekommen ist.« Die Frau gieng hin und fragte den Armen aus,: der erzählte ihr: »gestern Abend kam ein Wanderer, der suchte Nachtherberge, und heute Morgen beim Abschied hat er uns drei Wünsche gewährt:, die ewige Seligkeit, Gesundheit in diesem Leben und das nothdürftige tägliche Brot dazu und zuletzt noch statt unserer alten Hütte ein schönes neues Haus.« Als dDie Frau des Reichen das gehört hatte, lief sieilig fozurtück und erzählte es ihrem Manne, dwie alles gekommen war. Der Mann sprach: »ich möchte mich zerreissßen und zerschlagen,: hätt ich das nur gewußt,! der Fremde ist azuchvor behi mier gewesen und hat bei uns übernachten wollen, ich habe ihn aber abgewiesen.« »Eil dich,« sprach die Frau, »und setze dich auf dein Pferd, so kannst du dern Mann ist noch nicht weit, du mußt ihn einholen, und dann mußt du dir auch drei Wünsche gewähren lassen.«

Da setzter sReiche befolgte dern guten Rath, jagte micht seinem auPferd davon und holte den lieben Gott noch ein,. Er redete fein und lieblich zu ihm und sprbach,t er möchts nicht übel nehmen, daß er ihn nicht gleich wäre eingelassen worden, er hätte den Schlüssel zur Hausthüre gesucht, derweil wäre er weggegangen;: wenn er des Weges zurück käme, müßte er bei ihm einkehren. »Ja,« sprach der liebe Gott, »wenn ich einmal zurückkomme, will ich es thun.« Da fragte der Reiche, ob er nicht auch drei Wünsche thun dürfte, wie sein Nachbar? »Ja, sagte der liebe Gott, das dürfte er wohl, es wäre aber nicht gut für ihn, und er sollte sich lieber nichts wünschen.« Der Reiche aber meinte, er wollte sich schon etwas Gutes aussuchen, das zu seinem Glück gereiche, wenn esr nur gewiüßte, daß es erfüllt würde. Sprach der liebe Gott: »reite nur heim, und drei Wünsche, die du thust, die sollen ein Erfülltung wgerdhen.«

Nun hatte der Reiche, was er woverllangte, ritt heimwärts und bfiesng ann sinach,zusinnen was er sich wünschen sollte;. wWie er so naich so bedachte und die Zügel fallen ließ, fieng das Pferd an zu springen, so daß er immerfort in seinen Gedanken gestört wurde und sie gar nicht zusammen bringen konnte. DEr klopfte ihm an wden Harls und sagte »sei ruhig, üLiese,« aber das Pferd machte aufs neue Männerchen. Da ward er zuletzt ärgerlich und sprach ief ganz Uungeduld: »eig »so wollt ich, daß du den Hals zerbrächst!« und wWie er das Wort ausgesprochen hatte, plump!, fiel er auf die Erde, und lag das Pferd todt und regte sich nicht mehr; undamit war der erste Wunsch erfüllt. Weil er aber von Natur geizig war, wollte er das Sattelzeug nicht im Stich lassen, schnitts ab, hiengs auf dseinen Rücken, und mußte nun zu Fuß nach Haus gehen. »Dochu tröhastete er sich, daß ihm noch zwei Wünsche übrig« wärdachte er und tröstete sich damit. Wie er nun dlahin gingsam durch den Sand dahin gieng, und als zu Mittag die Sonne heiß brannte, wards ihm so warm und verdrießlich zu Muth,: der Sattel drückte ihn dazu auf den Rücken, auch war ihm noch immer nicht eingefallen, was er sich wünschen sollte. »Wenn erich mir auch alle Reiche und Schätze der Welt wünsche,« sprach er zu sich selbst, »so fälltt mir hernach noch alletrlei ein, dieses und jenes, das weiß ich im voraus: ich wills aber so einrichten, daß mir gar nichts mehr übrig zu wünschen bleibt.« Dann seufzte er und sprach »ja, wenn ichm der bairische Bauer wäre, der auch drei Wünsche frei hatte, der wußte sich zu helfen, doer wünschte sich zuerst recht viel zBier, und zweitens so vigel Bier als er trinken könnte, und drittens noch ein Faß Bier dazu.« Manchmal meinte er jetzt hätte er es gefunden, aber hernach schiens ihm doch zu wenig. Da kam’s ihm so in die Gedanken, was es seine Frau jetzt gut habätte, die sitzäße daheim in einer kühlen Stube und lassieße sichs wohl schmecken. Das ärgerte ihn ordentlich, und ohne daß ers wußte, sprach er so hin: »ich wollt’,e die säße daheim auf dem Sattel, und könnte nicht herunter, statt daß ich ihn da auf dmeinem Rücken schleppe.« Und wie dias letzte Worte zaus Eseinem Munde wkarenm, daso war der Sattel von seinem Rücken fovertschwunden, und er merkte er, daß sein zweiter Wunsch auch in Erfüllung gegangen war. Da ward ihm erst recht heiß, und er fieng an zu laufen und wollte sich daheim ganz einsam in seine Kammer hinsetzen und auf etwas Großes für den letzten Wunsch sinachdenken. Wie er aber ankommt und sedine Stubenthür aufmacht, sitzt da seine Frau mittendrin auf dem Sattel und kann nicht herunter, jammert und schreit. Da sprach er: »gib dich zufrieden, ich will dir alle Reichthümer der Welt herbei wünschen, nur bleib da sitzen.« Sie schanltwo ihn abert etinen Schabefskopf und spr:ach »was helfen mir alle Reichthümer der Welt, wenn ich auf dem Sattel sitze; du hast mich darauf gewünscht, du mußt mir auch wieder herunter helfen.« Er mochte wollen oder nicht, er mußte den dritten Wunsch thun, daß sie vom Sattel ledig wäre und herunter steigen könnte,; und der Wunsch ward auchlsbald erfüllt. Also hatte er nichts davon als AeÄrger, Mühe, Scheltworte und ein verlorenes Pferd;: die Armen aber lebten vergnügt, still und fromm bis an ihr seliges Ende.


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