Der Königssohn der sich vor nichts fürchtet

Vergleich der Fassungen von 1819 und 1857

Dies ist ein automatisierter Vergleich der 2. Fassung von 1819 des Märchens "Der Königssohn der sich vor nichts fürchtet" (KHM 121) aus dem zweiten Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm mit der 7. Fassung von 1857.

Es war einmal ein Königssohn, dem gefiels nicht mehr daheim in seines Vaters Haus, und weil er vor nichts Furcht hatte, so dachte er: »ich will in die weite Welt gehen, da wird mir Zeit und Weile nicht lang, und ich werde wunderliche Dinge genug sehen.« Also nahm er von seinen Eltern Abschied und gieng fort, immer zu, von Morgen bis Abend, und es war ihm einerlei, wo hinaus ihn der Weg führte. Es trug sich zu, daß er vor eines Riesen Haus kam, und weil er müde war, setzte er sich vor die Thüre und ruhte. Und als er seine Augen so hin und her gehen ließ, sah er auf dem Hof des Riesen Spielwerk liegen;: das waren ein Ppaar mächtigroße Kugeln und mächtige Kegel dso groß abls ei.n UMensch. Über ein Weilchen bekam der Königssohn Lust, stellte sich die Kegel auf und schob mit den Kugeln darnach, schrie und rief, wenn die Kegel fielen, und war guter Dinge. Der Riese hörte den Lärm, streckte seinen gewaltigen Kopf zum Fenster heraus und erblickte einen Menschen, der nicht größer war als die andern alle, und doch mit seinen Kegeln spielte. Da rief er: »Würmchen,« rief er, »was kegelst du mit meinen Kegeln!? wer hat dir die Stärke dazu gegeben?« Der Königssohn schaute auf, sah den Riesen an und sprach: »o du Klotz, du meinst wohl, deineu Arme whärttenst allein stark!e Arme? ich kann alles, wozu ich Lust habe.« Der Riese kam herab, sah denm Köniegssoheln ganz verwundert anzu und sprach: »Menschenkind, wenns sodu mit dier beschaffenArt bist, so geh doch und hol mir einen Apfel vom Baum des Lebens.« »Was willst du damit?« sprach der Königssohn. »Ich will den Apfel nicht für mich,« antwortete der Riese, »aber mich habe eine Braut, die verlangt darnach; ich bin schoweit in ausgdewr Weslt umhen,r gegabngern ichund kann den Baum nicht einmal finden.« »Wenn iIch mwicll ihn erst aufmachon finden,« sagte der Königssohn, will»und ich dwenicht Bwaum s michon findabhalten und es sollte mir wunderlich vorkommen, wenn ich den Apfel nicht herunter zu holten.« Der Riese sprach: »esdu meinst nicwohtl das wäre so leicht,? wie du meinst; der Garten, worin der Baum steht, ist mitvon einem eisernen Gitter einumgefaßtben, und vor dem Gitter liegen wilde Thiere, eins aneben dem andern, die halten Wache und lassen keinen Menschen hinein.« »Mich werden sie schon einlassen,« sagte der Königssohn. »Ja, bigelangst du auch in demn Garten und siehst den Apfel am Baum hängen, so ist er doch noch nicht dein,: es hängt ein Ring davor, durch den muß einer die Hand stecken, dwenn er den Apfel erreichen und abbrechen will, und das ist noch keinem geglückt.« »O,Mir dasolls istchon mir aufglückehoben,« sprach der Königssohn, mir solls schon glücken.«

Da nahm er Abschied von dem Riesen, gieng fort über Berg und Thal, durch Felder und Wälder, bis er endlich den Wundergarten fand. Die Thiere lagen rings herum, aber sie hatten die Köpfe gesenkt und schliefen. Sie erwachten auch nicht, uals er heran kam, sondern er stiegrat über sie weg, undstieg anüber demas Gitter hinan und kam glücklich in den Garten. Da stahnd er mitten inne denr Baum des Lebens, stehen und die rothen AeÄpfel leuchteten an den AeÄsten. Er kletterte an dem Stamm in die Höhe, und wie er nach einem Apfel reichen wollte, sah er einen Ring davor hängen, aber er steckonnte seine Hand ohne Mühe sehine Hand durchstecken und brach den Apfel brechen. Der Ring aber bschloß sich febst an seinemn Arme fest hängen und der Königssohn fühlte wie auf einmal eine sogewalchtige Kraft daurch sein,e Adern merkte, er würde jetzt ralles bändigen. können; dieAlse Kraft verlieh ihmit aber derm Ring. Apfels er von dem Baum wieder herab gestiegen war, wollte er nicht über das Gitter klettern, sondern faßte das große Thor, sund brauchüttelte nur einmal daran zund schütteln, so sprang es mit Krachen vor ihm auf. Da gieng er hinaus, und der Löwe, der davor gelegen hatte, war wach geworden und sprang ihm nach, aber nicht in Wuth und Wildheit, sondern er folgte ihm demüthig als seinem Herrn, gehorchte ihm und wollte seine Spur nicht wieder verlassen.

Der Königssohn brachte dem Riesen den versprochenen Apfel. »Siehst du,nd sprach »sierhst du, ich habe ihn ohne Mühe geholt.« Der Riese war froh, daß er so leicht erhalten hatte, waWuns er sich so sehrbald gewrfünschllt war, eilte zu seiner Braut und gab ihr den Apfel., Diden sie verlangt hatte. Es war eine schöne und kluge Jungfrau, sieund sdah nsichte den Ring nicht an seinem Arm undsah, sprach: sie »ich glaube nicht eher, daß du den Apfel geholt hast, als bis ich erst den Ring an deinem Arm erblicke.« »O, sagtDe der Riese, sagte »ich willbrauche nur heim zu gehen und ihn zu holen,« und dameinte es wäre ein leichtes dem schwachen Menschenkind mihnt Gewablt weg zu nehmen, wennas esr ihn nicht gutwillig geben wollte. Da ging eEr zurück und forderte also den Ring von ihm, aber demr Königssohn; abwer diger wollte sihn nicht geben. »Wo der Apfel ist muß auch der Ring seyin,« sprach der Riese, »giebst du ihn nicht gutwillig, so mußt du mit mir darum kämpfen.«

Sie rangen lange Zeit mit einander, aber der Riese konnte dem Königssohn, nichts anhabden, so stark war dieser dZaurch dibe Krkraft des Ringes. Da estärdakte, nichts anhaben. Da sann der Riese auf eine List und sprach zu ih»m:ir »es ist uns warm geworden bei dem Kampf, und dir auch, wir wollen uns erst im Flusse baden und uns abkühlen, eh wir wieder anfangen.« Der Königssohn, der von Falschheit nichts wußte, gieng mit ihm zu dem Wasser, zogstreifte mit seinen Kleidern ab, streifte auch den Ring vom Arm, legte ihn daneben und gisprang in den Fluß. Alsbald ergriff der Riese nach denm Ring und lief damit fort, aber der Löwe, der seinem Herrn gefolgt war und den Diebstahl wohl angbesmehenrkt hatte, setzte dem Riesen nach, und riß den Ring ihm aus der Hand Rund brachte ihng wseinedm Herrn wegzurück. Da gsteriellte sich der Riese hin Wuther ueind spraeng naEich dem Wbasser zurückm, und dals der Königssohn eben beschäftigt war seine Kleider wieder anzuziehen, überfaßtiel er ihn und stach ihm beide Augen aus.

Nun wstarnd da der arme Königssohn, war blind und stand da und wußte sich nicht zu helfen. Da trkatm der Riese wieder zu ihm und hatte Bösrbes im, Sinn. Schweigend faßte er den Blihnden bei der Hand, wie jemand der ihn leiten wollte;, sound führte er ihn fort auf die Spitze eines hohen Felsens. Dann verließ er ihn stehen, und dachte, we»nn er noch ein paar Schritte gwehiter, so stürzt er sich todt, und ich kann ihm den Ring abnziehmen.« Aber der treue Löwe hatte seinen Herrn nicht verlassen, hielt ihn am Kleide fest und zog ihn allmälig wieder zurück. Als der Riese zurück kam und den Todten berauben wollte, dsah fer daß seinde List ver geblichn gerwettsetn war. »Ist denn ein so schwaches Menschenkind nicht zu verderben!« sprach er zornig zu sich selbst, faßte den Königssohn und führte ihn zum zweitenmal auf einem andern Weg nochmals zu dem Abgrund;: aber der Löwe, der die böse Absicht merkte, half seinem Herrn treaulich hier aus der Gefahr. Als sie bisnahe zum Rand gekommen waren, undließ der Riese die Hand des KönBligssohnsden fahren und wolilteß, um ihn allein zurückzulassen, da spberang der Löwe mist allierß Macht gdegen Rihesen, daß das Ungeheuer hinab stürzte und ganz zerschmettert waurf den Boden fiel.

Das trnaceue Thier zog er seinen Herrn wieder hvon deram Abgrund zurück und leitete ihn zu einem Baum, an dem ein klarer Bach floß. Der Königssohn setzte sich da nieder, der Löwe aber legte sich an das Wasser und spritzte, so gumit seiner konnTatze, ihm davons Wasser ins Antlitz. EKaum hatten ein paar Tröpfchen trafen auch glücklich die Augen uhöhlend benetzten sie, und der Königssohn merkonnte, daß seinr Gesicht etwas wiederkam, denn er hatte einigen Schein und konnte etwas in dser Nähen unterscheiden. Er wußte aber nicht wohmer das gekommten war. Da sah er ein Vöglein, das flog ganz nah anvorbei, setinemß Gesicht vorabei, ger aden weidner den Baumstamm,: so daß es sich daieranuf stließ, gleich als wär es blind; es senkte sich aber in das Wasser herab und badete sich darin, dann flog es wieder auf, und strich gohne anz usichtoßern zwischen den Bäumen hin, so daß man wohls bemerken konntte, es seyin jGesichtzt wieder sbehkommend. Da erkam nntes demr Königssohn in das Herz, dies wäre ein Wink Gottes, also daß nerigte sich herabneigte zu dem Wasser und wusch und badete sich darin das Gesicht wusch und badete. Und wieals er sich aufrichtete, hatte er seine Augen wieder, so hell und rein, wie sie nie gewesen waren.

Der Königssohn dankte Gott für die große Gnade und zog mit seinem Löwen weiter in der Welt herum. Nun trug es sich zu, daß er vor ein Schloß kam, welches verwünscht war;. iIn dem Thor stand eine Jungfrau von schöner Gestalt und feinem Antlitz, aber sie war ganz schwarz. Sie redete ihn an und sprach: »ach, könntest du mich erlösen aus dem bösen Zauber, der mich hier hält und Gewalt über mich hat!« Da sagte deworfen igssohn:t.« »wWas soll ich thun, disprach zu bdefre Köniegssohn. Die Jungfrau antwortete: »drei Nächte mußt du in dem großen Saal des verwünschten Schlosses zubringen, aber es darf keine Furcht in dein Herz kommen. HältWenn stie duich aus,f wdas diärgstes angquälethan wirund, du hältst es aus ohne einen Laut von dir zu geben, so bin ich erlöst; das Leben dürfen sie dir doch nicht nehmen.« Da sprach der Königssohn: »ich fürchte mich nicht, ich wills mit Gottes Hülfe versuchen, ich fürchte nichts auf der ganzen Welt.« Also gieng er fröhlich in das Schloß, und als es dunkel ward, setzte er sich in den großen Saal und wartete bis die Nacht kam. Es war aber still und ruhig bis Mitternacht, da fieng dplötzlich ein großer Lärm an, unicht blos durch die Thüren, aus allen Ecken und Winkeln kamen kleine Teufel herbei. Sie thaten als ob sie ihn nicht sähen, setzten sich mitten in die Stube, machten ein Feuer an und fiengen an zu spielen. Wenn einer verlor, sprach er: »es ist nicht richtig, es ist einer da, der nicht zu uns gehört, der ist sSchuld, daß ich verliere!.« »Wart ich komme, du hinter dem Ofen,« sagte dann ein anderer. Das Schreien ward auch immer größer, und so, daß es niemand ohne Schrecken hätte anhören können. Der Königssohn ablierb ganz rcuhig sitzen und hatte skeich nie Furcht,: doch endlich sprangen die Teufel von der Erde auf und fielen über ihn her, und es waren so viele, daß er sich ihrer nicht erwehren konnte. Sie zerrten ihn auf diem ErBoden herundm, zwickten, drückstachen, schlugen und quälten ihn, aber er ertrugs ohne Furcht und gab keinen Laut von sich. Gegen Morgen verschwanden sie, und er war so abgemattet, daß er kaum seine Glieder regen konnte,: als aber der Tag anbrach, da trat die schwarze Jungfrau zu ihm herein. Sie trug in ihrer Hand eine kleine Flasche, worin Wasser des Lebens war, damit wusch sie ihn, und alsbald fühlte er wie alle Schmerzen verschwianden, warund frische uKraft ind museinte Adern drang. Sie sprach zu ihm: »eine Nacht hast du glücklich ausgehalten, aber noch zwei stehen dir bevor;.« dDa gieng sie wieder weg, und im Weggehen bemerkte er, daß ihre Füße weiß geworden waren. In der folgenden Nacht kamen die Teufel wieunder, fiengen ihr Spiel aufs n,eue an: sie fielen aber bald über den Königssohn her und schlugen ihn gewaltig, viel härter als in der vorigen Nacht, daß sein Leib voll Wunden ward. Doch da er alles still ertrug, mußten sie von ihm lassen, und als die Morgenröthe anbrach, erschien die Jungfrau wieder und heilte ihn mit dem Lebenswasser. Und als sie weggieng, sah er mit Freuden, daß sie schon halb weiß geworden war bis zu den Fingerspitzen. Nun hatte er nur noch eine Nacht auszuhalten, aber die war die schlimmste. Der Teufelsspuk kam wieder;: »bist du noch da, schrien sie, wart »du sollst gepeinigt werden, daß dir der Athem stehen bleibt.« Sie stachen und schlugen ihn, warfen ihn hin und her und risszogen ihn an dArmen Glieund Berinen, als wollten sie ihn von zeinander reißen,: aber er duldete alles und gab keinen Laut von Schmerz und Angst von sich,. tröstete sich uEnd dalichte, es wird vorübergeschen, und dwann ist die Jungfrau aus ihrer Gewalt befreit. Doch als die Teufel, ihn vaberli eßen,r so lag er da ohnmächtig und konnregte sich nicht: regen; er konnte auch nicht die Augen aufheben, um die Jungfrau zu sehen, die herein kam und ihn mit dem Wasser des Lebens benetzte und begoß. Aber auf einmal war er von allen Schmerzen befreit, und fühlte sich frisch und gesund, als wäre er aus einem Schlaf erwacht, und wie er die Augen aufschlug, so sah er die Jungfrau neben sich stehen, die war schneeweiß und so schön, daß sie leuchtete wie der helle Tag. »Siteh auf,« sprach zu ihm: »stieh, a»uf und schwing dein Schwert dreimal über die Treppe, so wirdst alles erlöst seyn!.« Und als er das gethan hatte, da war das ganze Schloß vom Zauber befreit., Dund die Jungfrau war eine reiche Königstochter;. dDie Diener kamen und sagten, im großen Saale wäre die Tafel schon zubereitet und die Speisen aufgetragen. Da setzten sie sich nieder, aßen und tranken zusammen, und Abends ward in großen Freuden die Hochzeit gefeiert.


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