Die goldene Gans

Vergleich der Fassungen von 1819 und 1857

Dies ist ein automatisierter Vergleich der 2. Fassung von 1819 des Märchens "Die goldene Gans" (KHM 64) aus dem zweiten Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm mit der 7. Fassung von 1857.

Es war ein Mann, der hatte drei Söhne, davon hieß der jüngste der Dummling, und wurde verachtet und verspottet, und bei jeder Gelegenheit zurückgesetzt. Es geschah, daß der älteste in den Wald gehen wollte, Holz hauen, und eh er gieng, gab ihm noch seine Mutter einen schönen, feinen Eierkuchen und eine Flasche Wein mit, damit er nicht Hunger und Durst litte. Als er in den Wald kam, begegnete ihm ein altes graues Männlein, das bot ihm einen guten Tag und sprach: »gieb mir doch ein Stück von deinem Kuchen aus deiner Tasche, und laß mich einen Schluck von deinem Wein trinken, ich bin so hungrig und durstig.« Der kluge Sohn aber antwortete: »geb ich dir meinen Kuchen und meinen Wein, so hab ich selber nichts, pack dich deiner Wege!,« ließ das Männlein stehen und gieng fort. Als er nun anfieng einen Baum zu behauen, dauerte es nicht lange, so hieb er fehl, und die Axt fuhr ihm in den Arm, daß er mußte heimgehen und sich verbinden lassen. Das war aber von dem grauen Männchen gekommen.

Darauf gieng der zweite Sohn in den Wald, und die Mutter gab ihm, wie dem ältesten, einen Eierkuchen und eine Flasche Wein. Dem begegnete gleichfalls das alte graue Männchen und hielt um ein Stückchen Kuchen und einen Trunk Wein an. Aber der zweite Sohn sprach auch ganz verständig: »was ich dir gebe, das geht mir selber ab, pack dich deiner Wege!,« ließ das Männlein stehen und gieng fort. Das Männchen ließ die Strafe blieb nicht ausbleiben, und als er ein paar Hiebe am Baum gethan, hieb er sich ins Bein, daß er mußte nach Haus getragen werden.

Da sagte der Dummling auch: »Vater, laß mich weinmall hinaus gehen und Holz hauen.« Antwortete der Vater: »deine Brüder haben sich Schaden dabei gethan, laß du’sich gdar bleibevon, du verstehst nichts davon.« Der Dummling aber bat, daß erso erlauben möchtge, da bisagte er endlich: sagte »geh nur hin, durch Schaden wirst du klug werden.« Die Mutter aber gab ihm einen Kuchen, der war mit Wasser in der Asche gebacken, und dazu eine Flasche saueres Bier. Als er in den Wald kam, begegnete ihm gleichfalls das alte, graue Männchen, und grüßte ihn und sprach: »gieb mir ein Stück von deinem Kuchen und einen Trunk aus deiner Flasche, ich bin so hungrig und durstig.« Antwortete der Dummling: »ich habe aber nur Aschenkuchen und saueres Bier, wenn dir das recht ist, so wollen wir uns setzen und essen.« Da setzten sie sich, und als der Dummling seinen Aschenkuchen herausholte, so wars ein feiner Eierkuchen, und das sauere Bier war ein guter Wein. Nun aßen und tranken sie, und darnach sprach das Männlein: »weil du ein gutes Herz hast und von dasem Deinigen gerne mittheilst, so will ich dir Glück bescheeren. Dort steht ein alter Baum, den hau ab, so wirst du in den Wurzeln etwas finden.« Und dDarauf nahm edas Männlein Abschied.

Der Dummling gieng hin und hieb den Baum um, und wie er fiel, saß in den Wurzeln eine Gans, die hatte Federn von reinem Gold. Er hob sie heraus, nahm sie mit sich und gieng in ein Wirthshaus, da wollte er übernachten. Der Wirth hatte aber drei Töchter, die sahen die Gans, waren neugierig, was das für ein wunderlicher Vogel wäre und hätten gar gern eine von seinen goldenen Federn gehabt. EndlDich dachte die älteste: dachte »es wird sich schon eine Gellegenheit ufinden wo ich mir eine Feder habusziehen wkartetenn,« biund als der Dummling einmal hinaus gegangen war, und faßte sie die Gans beim Flügel, aber Finger und Hand blieben ihr daran festhängen. Bald darnach kam die zweite und hatte keinen andern Gedanken, als sich eine goldene Feder zu holen,: ging heran, kaum aber hatte sie ihre Schwester angerührt, so blieb sie an ihr festhängen. Endlich kam auch die dritte uind wogllte einche Feder, Absicht: da schrieen die andern: »bleib weg!, ums Himmelswillen, bleib weg!.« aAber sie begriff nicht, warum usie wegbleibend sollte, dachte: »sind die dabei, so kann ich auch dabei seyin,« und sprang herzu, aberund wie sie ihre Schwester angerührt hatte, so blieb sie an ihr fest hängen. So mußten sie die Nacht bei der Gans zubringen.

Am andern Morgen nahm der Dummling die Gans in den Arm, gieng fort, und bekümmerte sich nicht um die drei Mädchen, die daran hiengen. DSie mußten immer hinter ihm drein laufen, links und rechts, wies ihm in die Beine kam. Mitten auf dem Felde begegnete ihnen der Pfarrer, und als er den Aufzug sah, sprach er: »ei so schämt euch, ihr garstigen Mädchen, was lauft ihr dem jungen Bursch durchs Feld nach, schickt sich das?« Damit faßte er die jüngste an die Hand und wollte sie zurückziehen,: wie er sie aber anrührte, blieb er gleichfalls hängen und mußte selber hintenr drein laufen. Nicht lange, so kam der Küster daher, und sah den Herrn Pfarrer, der drei Mädchen auf dem Fuß folgten,. dDa verwunderte er sich und rief: »ei!, Herr Pfarrer!, wo hinaus so geschwind? hveurgeßt nischt daß wir heute noch eine Kindtaufe! haben,« lief auf ihn zu und faßte ihn am Ermel, und blieb aber auch fest hängen. Wie die fünf so hinter einander her trabten, kamen zwei Bauern mit ihren Hacken vom Feld,: da rief der Pfarrer sihne an zu,nd bat sie sollmöchten siehn undoch den Küster los machen. Kaum aber hatten sie den Küster angerührt, so blieben sie hängen, und waren ihrer nun siebene, die dem Dummling mit der Gans nachliefen.

Er kam darauf in eine Stadt, da herrschte ein König, der hatte eine Tochter, die war so ernsthaft, daß sie niemand zum Llachen bringen konnte. Darum hatte er ein Gesetz gegeben, wer sie könnte zum lachen machbringen, der sollte sie heirathen. Der Dummling, als er das hörte, gieng mit seiner Gans und ihrem Anhang vor die Königstochter, und wieals diese die sieben Menschen immer hinter einander herlaufen sah, fieng sie überlaut an zu lachen, und wollte gar nicht wieder aufhören. Da verlangte sie der Dummling zur Braut, aber derm König gefiel der Schwiegersohn nicht, er machte allerlei Einwendungen und sagte, er müßte ihm erst einen Mann bringen, der einen Keller voll Wein austrinken könnte. Der Dummling dachte an das graue Männchen, das könnte ihm wohl helfen, gieng hinaus in den Wald, und auf der Stelle, wo er den Baum abgehauen hatte, sah er einen Mann sitzen, der machte ein garnz betrübtes Gesicht. Der Dummling fragte: was er sich so sehr zu Herzen nähme?. »Ei!Da antwortete er, »ich habine so dgroßen Durstig, und kann ihn nicht glöschenug, zudas trinkalten kWasseri vertrage ich nicht, ein Faß Wein habe ich zwar ausgeleert, aber was ist ein Tropfen auf einem heißen Stein?« »Da kann ich dir helfen,« sagte der Dummling, »komm nur mit mir, du sollst satt haben.« Er führte ihn darauf in des Königs Keller, und der Mann machte sich über die großen Fässer, trank und trank, daß ihm die Hüften weh thaten, und ehe ein Tag herum war, hatte er den ganzen Keller ausgetrunken. Der Dummling verlangte wiabedermals seine Braut;, der König aber ärgerte sich, daß ein schlechter Bursch, den jedermann einen Dummling nannte, seine Tochter davon tragen sollte, und machte neue Bedingungen: er müssßte ihm erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen könnte. Der Dummling gibesangn wsich nicht lange, sondern gieng gleich hinaus in den Wald,: da saß auf des Baumeselben Platz ein Mann, der schnürte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein grämliches Gesicht, und sagte: »ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, aber was hilft das, bweinn meianem so großen Hunger hat, wiche spür nichts: imein LMagen bleibt leer, und ich muß mich nur zuschnüren, wenn ich nicht Hungers sterben soll.« WiDe der Dummling das hörte, war er froh darüber, und sprach: »stemach digch auf und geh mit mir, du sollst dich satt essen.« Er führte ihn an den Hof des Königs, der hatte alles Mehl aus dem ganzen Reich zusammenfahren und einen ungeheuern Berg davon backen lassen;: der Mann aber aus dem Walde stellte sich davor, fieng an zu essen, und in einem Tag und einer Nacht, war der ganze Berg verschwunden. Der Dummling forderte wiezum derittenmal seine Braut;, der König aber suchte noch einmal Ausflucht, und verlangte ein Schiff, das zu Land wieund zu Wasser fahren könnte;: »schaffeo wier du aber damit angesegelt kommst,« dsanngte er, »so sollest erdu gleich dmeine KönigstTochter zur Gemahlin haben.« Der Dummling gieng noch geinmraldes Weges in den Wald, da saß das alte graue Männchen, dem er seinen Kuchen gegeben hatte, und sagte: »ich habe für dich getrunken und gegessen, ich will dir auch das Schiff geben; das alles thu ich, weil du barmherzig gegen mich gewesen bist.« Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und zu Wasser fuhr, und als der König das sah, mußkonnte er ihm seine Tochter nicht längebr vorenthalten. Da ward die Hochzeit ward gefeiert, unach des Königs Tod erbte der Dummling erbte das Reich, und lebte lange Zeit vergnügt mit seiner Gemahlin.


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