Marienkind

Vergleich der Fassungen von 1812 und 1819

Dies ist ein automatisierter Vergleich der 1. Fassung von 1812 des Märchens "Marienkind" (KHM 3) aus dem ersten Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm mit der 2. Fassung von 1819.

Vor einem großen Walde lebte ein Holzhacker mit seiner Frau und seinem einzigen Kind, das war ein Mädchen und drei Jahr alt. Sie waren aber so arm, daß sie nicht mehr das tägliche Brot hatten und nicht wußten, was sie ihm sollten zu essen geben. Da ging der Holzhacker voller Sorgen hinaus in den Wald an seine Arbeit, und wie er da Holz hackte, stand auf einmal eine schöne, große Frau vor ihm, die hatte eine Krone von leuchtenden Sternen auf dem Haupt und sprach zu ihm: »ich bin die Jungfrau Maria, die Mutter des Christkindleins, du bist arm und dürftig, bring mir dein Kind, ich will es mit mir nehmen, seine Mutter seyn und für es sorgen.« Der Holzhacker gehorchte und holte sein Kind und übergab es der Jungfrau Maria, die nahm es mit sich hinauf in den Himmel. Da ging es ihm wohl, es aß bloß Zuckerbrot und trank süße Milch, und seine Kleider waren von Gold und die Englein spielten mit ihm. SoAls war es nun vierzehn Jahre im Himmel, da mußlte gewordie Jungfrau Mwaria, erinef großes Reise nmachen;l eh sdie aber weg giJung,frau Mariefa siezu das Mädichen und spragtech: »liebes Kind, dich habe veine grtrauoße Reichse vor, da nirmm die Schlüssel zu den dreizehn Thüren des Himmelreichs in Verwahrung, zwölf darfst du davon aufschließen und die Herrlichkeiten betrachten, aber die dreizehnte nicht, die dieser kleine Schlüssel öffnet, die ist dir verboten, und hüte dich, daß du sie nicht aufschließest, sonst wirst du unglücklich.« Das Mädchen versprach ihren Bgefehlenorsam zu gsehorcheyn, wieund als nun die Jungfrau Maria weg war, öffineteg es jeden Tag eine Thüre, und besah die Wohnungen des Himmelreichs, jeden Tag schloß es eine auf, bis die zwölfe herum waren. In jeder aber saß ein Apostel und war so viel Glanz umher, daß es sein Lebtag solche Pracht und Herrlichkeit nicht gesehen. Alund es freute sich darüber und die zwöEnglein, die es immer begleiteten, freuten sich mit ihm. Nun war nur noch die verbotene Thüren übrig, dau empfand es doch eine große Lust, zu wissen was dahinter verborgen wäre und sprach zu den Engloein: »ganz aufmachen will ich sie nicht, aber ein bischen aufschließen, damit wir durch den Ritz sehen.« »Ach nein, wsagten die Englein, das wär Sünde, die Jungfrau Maria hats verbotene unod könnte leicht dein Unglübck werden.« Da schwieg; es still, angber widier Lusta und Nesugier in seinem Herzen Nschwieug nicht still und pickter ordendtlich daberan. Und als die Englein einmal weggegangen waren, dachte es, davonun übin ich ganz allerin, wälter sigehts dann! und öffholte den Schlüssel. Und als es ihn geholt hatte, steckte es ihn auch din das Schlüsselloch undr als es izehn hineingeste.ckt Unhatte, drehte wies auch um. Da sprang die Thüre aufgi ung,d es sah es inm Feuer und Glanz die Dreieinigkeit sitzen; und rührte ein klein wenig mit dem Finger an den Glanz, da ward er ganz golden,. dDann waberd scihlum Angst und es geschwindlug die Thüre heftig zu und lief fort;. Die Angst wollt auch nicht wieder weichen, es mocht anfangen was es wollte und das Herz klopfte in einem fort und wollte gar nicht wruhig werdern, aufchö das Gold blieb an dem Finger und ging nicht ab, es mochte waschen. so viel es wollte.

Nach wenigen Tagen aber kam die Jungfrau Maria von ihrer Reise zurück rief das Mädchen und fosprdach: »gieb mirte die Himmelsschlüssel vonwieder.« Indem es dchen, Bund whie es sie nreichte, sah es die esJungfrau an und spragtech: »hast du auch nicht die dreizehnte Thüre geöffnet?« – »Nein,« antwortete es. Da legte sie ihre Hand auf sein Herz, dafühlte wie es klopfte und klopfte, unda sah sie, daß es ihr Gebot übertreten und die Thüre aufgeschlossen hatte: »Da sprach sie noch einmal: hast du es gewiß nicht gethan?« »Nein,« sagte das Mädchen nochzum zweitenmal. Da saherblickte sie den goldenen Finger, womit es das himmlische Feuer angerührt hatte, und wußte nun gewiß, daß es schuldig war und sprach zum drittenmal: »hast du es nicht gethan« »Nein« sagte das Mädchen zum drittenmal. Da sprach die Jungfrau Maria: »du hast mir nicht gehorcht und hast gelogen, du bist nicht mehr würdig im Himmel zu seyn.«

Da versank das Mädchen in einen tiefen, tiefen Schlaf, und als es erwachte, wlarg es unten auf der Erde und lag untberi einem hohen Baum, der war rings mit dichten Gebüschen umzäunt war, so durch welche es ganzicht edringeschln kossennte. war, dDer Mund war ihm auch verschlossen und es konnte kein Wort reden. In demn Baum war eine Höhle, darin schlief es in der Nacht und darin saß es bei Regen und Gewitter, und schlief es in der Nacht; Wurzeln und Waldbeeren waren seine Nahrung, die suchte es sich, so weit es kommen konnte. Im Herbst sammelte es Wurzdieln und Blätter des Baumes und trug sie in die Höhle, und wenn es dann schneite und fror, sbaßrg es sich darin. SAuch verdarben seine Kleider verdarben auch, und fielen ihm ab, da samußte es sich in die Blätter, ganz eingehüllt, uen. Sobald wedann die Sonne wieder warm schien, ging es heraus, und setzte sich vor den Baum, und seine langen Haare bedeckten es von allen Seiten wie ein Mantel. So saß es lange Zeit und fühlte den Jammer und das Elend der Welt.

Einmal, alszur es so im Frühlingszeit jahrgte voder König dems BLaumnde s in dem Waß,ld und veränfolgte seichn jemaWild und mweitl Gewalts durchin das Gebüsch, dasgeflohen war, dabers dern hohlen Baum umschloß, stieg, der inab und riß ems Waldvon gejinagtnder und hieb sich vermirrt seinem Schawertt einen Weg. ErAls waer nun hindurchgedrstauntgen war, dsaßh in der Eiunöter dem Baum ein so wunderschönes Mädchen sitzen, dalls von seinem sgoldenen Haß,ar bis zu den Fußzehen bedeckt fwar. Dag verwunderte er s:ich obund esprach: m»wie bist aduf sein Schloßdie Einöde gehkommen Es schwoieg aber stillt, de.nn Ees konnte abserinen Mund nicht anufthun. Der König sprach woeiter: »willst du mit mir auf mein, sSchlondß gerhen Da nickte es bloß ein wenig mit dem Kopf,. daDer König nahobm es dauf seinen Arm unid trug es auf sein Pferd und führte es mheitm, swo er ichm Kleider anziehen lim und bihm alles im Ueberfluß gab. Und ob es glewaich nicht sprechen konnte so war es doch so schön und lieblich, daß er es zuvon sHeirzen lierb Ggemwahlinn, maund sich mite. Nacihm Vvermählte.

Als etwauf eines Jahr verflossen war, brachte die Königin einen scSohönen Prinzen zur Welt. IDarauf in der Nacht, wo sie allein war, erschien ihr die Jungfrau Maria und sprach: »willsag’ jetzt du nun die Wahrheit sagen und gestehen, daß du die verbotene Thür aufgeschlossen hast, dannso will ich dir die Sprache winedergeben, ohMune di öffnen dund dochir ndichte Spreachte vwiedergnügt lgeben kannst, bleibst du aber hain dertnäckigde und willst es nicht ugneste heartnäckig, so nehm ich dein neugebornes Kind mit mir.« Dia war der Königin verliehen zu antworten, aber blsieb dsprabch: »nein, siech habe die verbotene Thüre nicht geöffnet.« Da unahmd die Jungfrau Maria nahm das klneiugeborne Kind ihr aus dem Arme und verschwand damit. Am andern Morgen aber, als das Kind fort war, ging ein Gemurmel, unter dien stLeummten, die Königin swärey eine Menschenfresserin und habätte ihr eigenes Kind umgegbracht. Sie hörte alles, und konnte nichts dagegen. sagen, »der König aber hatte sie zu lieb, als daß ers glauben wollte.

Nach einem Jahr gebar die Königin wieder einen PSohn, da trat inz den,r Nacht wieder die Jungfrau Maria tvor sie und spratch: »willst du nun gestehen, daß du dier voerbotene siThüre ugeöffndet bhast, so will ich dir dein Kind wiedergeben und deinen Wahrheit zMund sagen, bleibsonst vdu aberl in der Sünde und leugnesit, so nehm ich auch daieses zwneugeborne mite Kmind.r« Da sprach die Königin abwier bdeharrte darauf,m: si»nein ich habe die verbotene Thüre nicht geöffnet, und die Jungfrau nahm ihr das Kind aus den Armen mit sichn fortden Himmel. Am Morgen, als dies fLehlute, saghörten, des auch verschwunigden sey, sagthen sie laut, die Königin shättey eines Mgenschgenfresserin und draes Königs Räthen daverlaufngten, daß sie für ihre gsottlose Thalten gerichtet werde;n. dDer König aber hiatteß stillschwe so ligenb, und wollter es nicht glauben, weiol lter undi den Räthen befahl beigin Leibeso- liund Lebensstrafe nichatte.s Imehr darüber zu sprechen.

Witteder nach einem Jahr gebrachter sdie eKönigine Preinze ssichönes zur WTöchterltein, da erschien ihr auch wieder Nachts die Jungfrau Maria wieund sprach: »folge mir, Und sie nahm sie mbei der Hand und führte sie in den Himmel und zeigte ihr da ihre zwbeiden ältesten Kinder, die lachten sie an und spielten mit der Weltkugel. Und alsp sich dielten.igin Ddarauf übaer freuete, sprach die Junochgfrau eMarinmal,: swiellst du nun eingestehen, daß du dihe verboten Fe Thleür gestöffnet henast; undso nwill icht dir deinger bei dern LSöhnlein zurück ge beharren.« Aber dDie Königin war nichtwortete zum bdrittewnmal: negein, undich hable dieb verboteine iThürer Aussanicht geöffnet.« Da verließ sie die Jungfrau Mawieder zur Erde sia,nken und nahm das jüngste Kindhr auch mdas dritte sKichnd.

DAm andernig kMonntrge nun, alseine Räthes nirucht längebar zuwarüd, sckhaltrien, sialle bLehaupte lauten,: die Königin iseyt eine Menschenfresserin, undas seymuß gvewrurtheiß,lt werden!« und wder Könilg konnte seine stuhe nicht mmehr zurückwaeisen. Es wur,de koeinn Gericht über sie gehalten und weil sie nicht antworten und sich nicht vertheidigen konnte, da ward sie verdammurtheilt auf dem Scheiterhaufen zu sterben. WiDas Holz wurde zusiamme nugetragen und araufls stie nun an d,en Pfanhl festgebunden war, und das Feuer rings schonerum zu brennen anfing, da ward ihr Herz von Reue bewegt und sie gedachte bei sich: »ach, wennt ich auch stevorben müßte, winem gern wTollt’ ich der Jungfrau Maria vorher noch gestehen, daß ich die verbotene Thüre im Himmel aufgeschlosseöffnet habe, wund rief: h»o Mab’ria, ich so habö es gethan, das zu leugnen!« Und wie sider Gedasnke gin ihr Herz kam, dachte fing der Himmel Aan zu regnenb und liösck,hte die Feuerflammen tund über ihr bratch sein Licht dhervor Himmel auf, und die Jungfrau Maria kam herunter,ab zu ihrend Seihatten die beiden äSöhnltesten Kindern, azuf ihrem Arm das jüngs Seite;n, das Fneuer abgeborne lTöschte srleich von selbst aus,f undem sArm. Sie tspratch zufreundliginch zund spracihr: »dawer duseine Sündie Wahrhgeist ehast sageund wollbenreut, dem ist dsir deine Schuld vergeben,« und reichte ihr die Kinder, löffneste ihr den Mund, daß sie von nund ganb sprechen konnte, und verlieh ihr Glück aufür ihr ganzes Lebtagen.


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