Der Arme und der Reiche

Vergleich der Fassungen von 1843 und 1857

Dies ist ein automatisierter Vergleich der 5. Fassung von 1843 des Märchens "Der Arme und der Reiche" (KHM 87) aus dem zweiten Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm mit der 7. Fassung von 1857.

Vor alten Zeiten, als der liebe Gott noch selber auf Erden unter den Menschen wandelte, trug es sich zu, daß er eines Abends müde war, und ihn die Nacht überfiel, behvor er zu einer Herberge kommen konnte. Nun standen auf dem Weg vor ihm zwei Häuser einander gegenüber, das eine groß und schön, das andere klein und ärmlich anzusehen, und gehörte das große einem Reichen, das kleine einem armen Manne. Da dachte unser Herr Gott »dem Reichen werde ich nicht beschwerlich fallen,: bei ihm will ich aübernklopfachten.« Der Reiche, als er an seine Thüre klopfen hörte, machte das Fenster auf, und fragte den Fremdling was er suche? Der Herr antwortete »ich bitte nur um ein Nachtlager.« Der Reiche guckte den Wandersmann von Haupt bis zu den Füßen an, und weil der liebe Gott schlichte Kleider trug, und nicht aussah wie einer, der viel Geld in der Tasche hat, schüttelte er mit dem Kopf, und sprach »ich kann euch nicht aufnehmen, meine Kammern liegen voll Kräuter und Samen, und sollte ich einen jeden beherbergen, der an meine Thüre klopft, so könnte ich selber den Bettelstab in die Hand nehmen. Sucht euch anderswo ein Auskommen.« Schlug damit sein Fenster zu, und ließ den lieben Gott stehen. Also kehrte ihm der liebe Gott den Rücken, und gieng hinüber zu dem kleinen Haus, und klopfte an. Kaum hatte er angeklopft, so klinkte der Arme schon sein Thürchen auf, und bat den Wandersmann einzutreten,. und b»Bleibt ihm die Nacht über zu bleib mir,« sagten. er »Ees ist schon finster,« sagte er, »und heute könnt ihr doch nicht weiter kommen!.« Das gefiel dem lieben Gott, und er trat zu ihm ein:. dDie Frau des Armen reichte ihm die Hand, hieß ihn willkommen, und sagte er möchte sichs bequem machen, und vorlieb nehmen, sie hätten nicht viel, aber was es wäre, gäben sie von Herzen gerne. Dann setzte sie Kartoffeln ans Feuer, und derweil sie kochten, melkte sie ihre Ziege, damit sie ein Bischwenig Milch dazu hätten. Und als der Tisch gedeckt war, setzte sich der liebe Gott zu ihnien,der und aß mit ihnen, und schmeckte ihm die schlechte Kost gut, denn es waren vergnügte Gesichter dabei. WiNachdem sie gegessen hatten, und Schlafenszeit war, rief die Frau heimlich ihren Mann, und sprach »hör, lieber Mann, wir wollen uns heute Nacht eine Streu machen, damit der arme Wanderer sich in unser Bett legen und ausruhen kann,: er ist den ganzen Tag über gegangen, da wird einer müde.« »Von Herzen gern,« antwortete er, »ich wills ihm anbieten,« gieng zu dem lieben Gott, und bat ihn, wenns ihm recht wäre, möcht er sich in ihr Bett legen und seine Glieder ordentlich ausruhen. Der liebe Gott wollte den beiden Alten ihr Lager nicht nehmen, aber sie ließen nicht ab, bis er es endlich that, und sich in ihr Bett legte: sich selbst aber machten sie eine Streu auf die Erde. Am andern Morgen standen sie vor Tag schon auf, und kochten dem Gast ein Frühstück, so gut sie es hatten. Als nun die Sonne durchs Fensterlein schien, und der liebe Gott aufgestanden war, aß er wieder mit ihnen, und wollte dann seines Weges ziehen. Als er in der Thüre stand, kehrte er sich um und sprach er »weil ihr so mitleidig und fromm seid, so wünscht euch dreierlei, das will ich euch erfüllen.« Da sagte der Arme »was soll ich mir sonst wünschen, als die ewige Seligkeit, und daß wir zwei, so lang wir leben, gesund sdabei bleibend, und unser nothdürftiges tägliches Brot haben; fürs dritte weiß ich mir nichts zu wünschen.« Der liebe Gott sprach »willst du dir nicht ein neues Haus für das alte wünschen?« D»O ja sagte der Mann ja, »wenn ich das gieauch ngoch erhalten kann, so wärs ihmirs wohl lieb.« NunDa erfüllte der Herr ihre Wünsche, und verwandelte ihr altes Haus in ein schönes neues, und galsb das gescihnehen wnochmar,ls vserlineßn Ser sige,n und zog weiter.

AlEs ewar schon voller Tag, war,ls der Reiche aufstand,. undEr legte sich ins Fenster legte,und sah er gegenüber ein schöneues, reinlicheues Haus damit rothen Ziegeln, wo sonst eine alte Hütte gestanden hatte. Da machte er große Augen, rief seine Frau, herbei und sprach »Frsau,g sieh einmalir, wieas ist das zugegangschehen? Gestern Abend stand dnortch edine alte elende Hütte, und nheunte istseht da ein schönes neues Haus;. lLauf doch einmal hinüber, und höre wie das gekommen ist.« Die Frau gieng hin, und fragte den Armen aus,: der erzählte ihr »gestern Abend kam ein Wanderer, der suchte Nachtherberge, und heute Morgen beim Abschied hat er uns drei Wünsche gewährt, die ewige Seligkeit, Gesundheit in diesem Leben und das nothdürftige tägliche Brot dazu, und zuletzt noch statt unserer alten Hütte ein schönes neues Haus.« Als dDie Frau des Reichen das gehört hatte, lief sieilig fozurt,ück und erzählte ihrem Manne wie alles gekommen war. Der Mann sprach »ich möchte mich zerreissßen und zerschlagen;: hätt ich das nur gewußt! der Fremde ist azuchvor behi mier gewesen und hat bei uns übernachten wollen, ich habe ihn aber abgewiesen.« »Eil dich,« sprach die Frau, »und setze dich auf dein Pferd, so kannst du dern Mann ist noch nicht weit, du mußt ihn einholen, und dann mußt du dir auch drei Wünsche gewähren lassen.«

Da setzter sReiche befolgte dern guten Rath, jagte micht seinem auPf,erd davon und holte den lieben Gott noch ein,. Er redete fein und lieblich zu ihm, und sprbacht er möchts nicht übel nehmen, daß er nicht gleich wäre eingelassen worden, er hätte den Schlüssel zur Hausthüre gesucht, derweil wäre er weggegangen: wenn er des Weges zurück käme, müßte er bei ihm einkehren. »Ja,« sprach der liebe Gott, »wenn ich einmal zurückkomme, will ich es thun.« Da fragte der Reiche ob er nicht auch drei Wünsche thun dürfte, wie sein Nachbar? »Ja,« sagte der liebe Gott, »das dürfte er wohl, es wäre aber nicht gut für ihn, und er sollte sich lieber nichts wünschen.« Der Reiche aber meinte er wollte sich schon etwas Gutes aussuchen, das zu seinem Glück gereiche, wenn esr nur gewiüßte, daß es erfüllt würde. Sprach der liebe Gott »reit nur heim, und drei Wünsche, die du thust, die sollen ein Erfülltung wgerdhen.«

Nun hatte der Reiche was er woverllangte, ritt heimwärts, und bfiesng ann sinachzusinnen was er sich wünschen sollte. Wie er so naich so bedachte, und die Zügel fallen ließ, fieng das Pferd an zu springen, so daß er immerfort in seinen Gedanken gestört wurde, und sie gar nicht zusammen bringen konnte. DEr klopfte ihm an wden Harls und sagte »sei ruhig, üLiese,« aber das Pferd machte aufs neue Männerchen. Da ward er zuletzt ärgerlich, und sprach ief ganz Uungeduldig »so wollt ich, daß du den Hals zerbrächst!« und wWie er das Wort ausgesprochen hatte, plump, fiel er auf die Erde, und lag das Pferd todt und regte sich nicht mehr; undamit war der erste Wunsch erfüllt. Weil er aber von Natur geizig war, wollte er das Sattelzeug nicht im Stich lassen, schnitts ab, hiengs auf dseinen Rücken, und mußte nun zu Fuß nach Haus gehen. »Dochu tröstete er sich damist, daß ihm noch zwei Wünsche übrig« wärdachte er und tröstete sich damit. Wie er nun dlahin giengsam durch den Sand dahin gieng, und als zu Mittag die Sonne heiß brannte, wards ihm so warm und verdrießlich zu Muth: der Sattel drückte ihn dabei auf den Rücken, auch war ihm noch immer nicht eingefallen, was er sich wünschen sollte. »Wenn ich mir auch alle Reiche und Schätze der Welt wünsche,« dsprachte er beizu sich selbst, »so habefällt michr hernach doch noch allerlei Wünschein, dieses und jenes, das weiß ich im voraus: ich wills aber meinen Wunsch so einrichten, daß mir gar nichts mehr übrig zu wünschen bleibt, woDann seufzte er und sprach »ja, wenn ich noder bairische VBauerl wäre, der anguch drei Wünsche frei häatte, Mdeinr wußte sich zu herlfen, der wünschte sich zuersmalt rechätt viel Bier, und zwaeitens, so schvienl Bier als er trihmnken hkönnte, und drittenas noch ein Faß Bier doazu.« Manchmal vmeintel er jetzt hätte er es gefunden, waber hernigach uschiens ihm doch zu gwerinig. Da kam ihm so in die Gedanken was es doch seine Frau jetzt gut habätte, sdie sitzäße daheim in einer kühlen Stube, und lassieße sichs wohl schmecken. Das ärgerte ihn ordentlich, und ohne daß ers wußte, sprach er so hin »ich wollte die säße daheim auf dem Sattel, und könnte nicht herunter, statt daß ich ihn da mit mir auf dmeinem Rücken schleppe.« Und wie das letzte Wort aus seinem Munde kam, so war der Sattel von seinem Rücken verschwunden, und er merkte daß sein zweiter Wunsch auch in Erfüllung gegangen war. Da ward ihm erst recht heiß, und er fieng an zu laufen, und wollte sich daheim ganz einsam in seine Kammer hinsetzen, und auf etwas Großes für den letzten Wunsch sinachdenken. Wie er aber ankommt, und sedine Stubenthür aufmacht, sitzt da seine Frau mittendrein auf dem Sattel, und kann nicht herunter, jammert und schreit. Da sprach er »gieb dich zufrieden, ich will dir alle Reichthümer der Welt herbei wünschen, nur bleib da sitzen.« Sie schanltwo ihn abert etinen Schabefskopf und sprach »was helfen mir alle Reichthümer der Welt, wenn ich auf dem Sattel sitze; du hast mich darauf gewünscht, du mußt mir auch wieder herunter helfen.« Er mochte wollen oder nicht, er mußte den dritten Wunsch thun, daß sie vom Sattel ledig wäre, und herunter steigen könnte; und der Wunsch ward auchlsbald erfüllt. Also hatte er nichts davon als Ärger, Mühe, Scheltworte und ein verlornes Pferd: die Armen aber lebten vergnügt, still und fromm bis an ihr seliges Ende.


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