Marienkind

Vergleich der Fassungen von 1812 und 1843

Dies ist ein automatisierter Vergleich der 1. Fassung von 1812 des Märchens "Marienkind" (KHM 3) aus dem ersten Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm mit der 5. Fassung von 1843.

Vor einem großen Walde lebte ein Holzhacker mit seiner Frau und seinem einzigen Kind, das war ein Mädchen und drei Jahre alt. Sie waren aber so arm, daß sie nicht mehr das tägliche Brot hatten, und nicht wußten, was sie ihm sollten zu essen geben. DaEines Morgens gieng der Holzhacker voller Sorgen hinaus in den Wald an seine Arbeit, und wie er da Holz hackte, stand auf einmal eine schöne große Frau vor ihm, die hatte eine Krone von leuchtenden Sternen auf dem Haupt, und sprach zu ihm: »ich bin die Jungfrau Maria, die Mutter des Christkindleins: du bist arm und dürftig, bring mir dein Kind, ich will es mit mir nehmen, seine Mutter seyin und für es sorgen.« Der Holzhacker gehorchte, und holte sein Kind, und übergab es der Jungfrau Maria, die nahm es mit sich hinauf in den Himmel. Da gieng es ihm wohl, es aß bloß Zuckerbrot und trank süße Milch, und seine Kleider waren von Gold, und die Englein spielten mit ihm. SoAls war es nun vierzehn Jahre im Himmel, da mußlte gewordie Jungfrau Mwaria, erinef großes Reise nmachen;l eh sdie aber weg giJung,frau Mariefa siezu das Mädichen, und spragte:ch »liebes Kind, dich habe veine grtrauoße Reichse vor, da nirmm die Schlüssel zu den dreizehn Thüren des Himmelreichs, in Verwahrung: zwölf darfst du davon aufschließen, und die Herrlichkeiten betrachten, aber die dreizehnte nicht, die dieser kleine Schlüssel öffnet, die ist dir verboten, und hüte dich daß du sie nicht aufschließest, sonst wirst du unglücklich.« Das Mädchen versprach ihren Bgefehlenorsam zu gsehorchein, wieund als nun die Jungfrau Maria weg war, öffnieteng es jeden Tag eine Thüre, und besah die Wohnungen des Himmelreichs: jeden Tag schloß es eine auf, bis die zwölfe herum waren. In jeder aber saß ein Apostel, und war so viel Glanz umher, daß es sein Lebtag solche Pracht und Herrlichkeit nicht gesehen. Alhatte: und es freute sich darüber, und die zwöEnglein, die es immer begleiteten, freuten sich mit ihm. Nun war nur noch die verbotene Thür übrig, da empfand aes eine große Lufst zu wissen was dahinter verborgen wäre, und sprach zu den Engloein »ganz aufmachen will ich sie nicht, aber ein bischen aufschließen, damit wir durch den Ritz sehen.« »Ach nein,« wsagten die Englein, »das wäre Sünde: die Jungfrau Maria hats verboten, und es nonte leicht dein Unglübck werden.« Da schwieg; es still, angber widier Lusta und Nesugier in seinem Herzen Nschwieug nicht still, sondern pickten ordentlich daberan,und ließ ihm keine Ruhe. Und als die Englein einmal weggegangen waren, dachte es davo»nun übin ich ganz allerin, wälter sigehts dann?« und öffholte den Schlüssel. Und als es ihn geholt hatte, steckte es ihn auch din das Schlüsselloch, undr als es izehn hinein geste.ckt Unhatte, drehte wies auch um. Da sprang die Thüre aufging, und es sah es in Feuer und Glanz die Dreieinigkeit sitzen;, und rührte ein klein wenig mit dem Finger an den Glanz, da ward er ganz golden,. dDann waberd scihlum Angst, und es geschwindlug die Thüre heftig zu, und lief fort;. Die Angst wollt auch nicht wieder weichen, es mochte anfangen was es wollte, und das Herz klopfte in einem fort und wollte gar nicht wruhig werdern: aufchö das Gold blieb an dem Finger, und gien.g nicht ab, es mochte waschen so viel es wollte.

Nach wenigen Tagen aber kam die Jungfrau Maria von ihrer Reise zurück, rief das Mädchen zu sich, und forderte ihm die Himmelsschlüssel vonwieder ab. Indem es dchen, Bund whie es sie nreichte, sah sblickte es die Jungfrau an, und spragte:ch »hast du auch nicht die dreizehnte Thüre geöffnet?« »Nein,« antwortete es. Da legte sie ihre Hand auf sein Herz, dafühlte wie es klopfte und klopfte, unda sah sime,rkte wohl daß es ihr Gebot übertreten, und die Thüre aufgeschlossen hatte:. Da sprach sie noch einmal »hast du es gewiß nicht gethan?« »Nein,« sagte das Mädchen nochzum zweitenmal. Da saherblickte sie den goldenen Finger, wder vomitn desr Berührung daes himmlischen Feuers agolden geworührtden hwatter, und wußte nun gewiß, daß es schuldig war, und sprach: zum drittenmal »hast du es nicht gethan?« »Nein« sagte das Mädchen zum drittenmal. Da sprach die Jungfrau Maria »du hast mir nicht gehorcht, und hast gelogen, du bist nicht mehr würdig im Himmel zu seyin.«

Da versank das Mädchen in einen tiefen, tiefen Schlaf, und als es erwachte, wlarg es unten auf der Erde, umitten in einer Wildnis. Es wolaglte rufent, aber es konnte keinemn Laut hervohrbringen: Bes sprang aumf, und wollte fortlaufen, waber ringwo es msich hinwendete, überall ward es von dichtenm Gebüschen umzäunrück gehalten, so daßs es ganzicht durchbreingeschlossen war, dkonnter. MuIn dem waKreiß, ihmn auwelchem vers eingeschlossen undwar, es konnteand kein Woralt reden.r In dhohlemr Baum, wader ediente ihm ale,s dWohnung. Darin schlief es bNachts, und weinn Regs stürmten und Grewignetter, ufand schlief es darin der NaSchut;z. Wurzeln und Waldbeeren waren seine einzige Nahrung, die suchte es sich, so weit es kommen konnte. Im Herbst sammelte es Wurzdieln und Blätter des Baumes, und trug sie in die Höhle, und wenn es dann schneite und fror, sbaßrg es sich darin. SAuch verdarben seine Kleider verdarben auch, und fielen ihm ab, da samußte es sich in die Blätter, ganz eingehüllt, uen. Sobald wedann die Sonne wieder warm schien, gieng es heraus, und setzte sich vor den Baum, und seine langen Haare bedeckten es von allen Seiten wie ein Mantel. So saß es lange Zeit, und fühlte den Jammer und das Elend der Welt.

Einmal, alszur es so im Frühlingszeit jahrgte voder König dems BLaumnde s in dem Waßld, und veränfolgte seichn jemaWild, und mweitl Gewalts durchin das Gebüsch, dasgeflohen war, dabers dern hohlen Baum umschloß, stieg, der ab, rinß dems Waldvon gejinagtnder, und hieb sich vermirrt seinem Schawertt einen Weg. ErAls waer nun hindurchgedrstauntgen war, dsaßh ines dunter Einödem Baum ein wunderso schönes Mädchen sitzen, dalls von seinem sgoldenen Haß,ar bis zu den Fußzehen bedeckt fwar. Er betragchtete es: vobll Erstaunen, und sprach m»wie bist aduf sein Schloßdie Einöde gehkommen Es schwoieg aber stillt, de.nn Ees konnte abserinen Mund nicht anufthun. Der König sprach woeiter »willst du mit mir auf mein, sSchlondß gerhen Da nickte es bloß ein wenig mit dem Kopf,. daDer König nahobm es dauf seinen Arm, Könitrug es auf sein Pferd, und führte es mheitm, swo er ichm Kleider anziehen limeß, und bihm alles im Überfluß gab. Und ob es glewaich nicht sprechen konnte so war es doch so schön und lieblich, daß er es zuvon sHeirzen lierb Ggemwahlinn, maund sich mite. Nacihm Vvermählte.

Als etwauf eines Jahr verflossen war, brachte die Königin einen scSohönen Prinzen zur Welt. IDarauf in der Nacht, wo sie allein in ihrem Bette lag, erschien ihr die Jungfrau Maria, und sprach: »willsag’ jetzt du nun die Wahrheit sagen, und gestehen daß du die verbotene Thür aufgeschlossen hast, dannso will ich deinen Mund öffnen, und dir die Sprache wieder geben,: ohne die du doch nicht recht vergnügt leben khannrrst, bist du aber hain dertnäckigde, und willst es nicht ugneste heartnäckig, so nehm ich dein neugebornes Kind mit mir.« Dia war der Königin abver bliebhen dzu abntwortein, sie aber sprach »nein, ich habe die verbotene Thüre nicht geöffnet. Da unahmd die Jungfrau Maria nahm das klneiugeborne Kind ihr aus dem Arme, und verschwand damit. Am andern Morgen aber, als das Kind fornicht zu finden war, gieng ein Gemurmel, unter dien stLeummten, die Königin swärey eine Menschenfresserin, und habätte ihr eigenes Kind umgegbracht. Sie hörte alles, und konnte nichts dagegen. sagen, »der König aber hatte sie zu lieb als daß ers glauben wollte.

Nach einem Jahr gebar die Königin wieder einen PSohn, da trat inz den,r Nacht auch wieder die Jungfrau Maria trat wieder vor sie, und bspratch s»wiellst du nun gestehen daß du die Wahverbotene Thürei geöffnet zuhast, sao will ich dir dein Kind wiedergeben, und deinen Mund lösoen: verharrst vdu aberl in der Sünde, und leugnesit, so nehme ich auch daieses zwneugeborne mite Kmindr.« Da sprach die Königin abwier bdeharrte daraufm »nein, siech habe die verbotene Thür nicht geöffnet,« und die Jungfrau nahm ihr das Kind aus den Armen weg und mit sich fortin den Himmel. Am Morgen, als dies fLehlute, saghörten deaß das Könignd abermals Rätverschwunden sei, sagten sie laut, die Königin shättey eines Mgenschenfresserin, und des Königs Räthe verlangten darauf, daß sie für ihre gsottlose Thalten gerichtet werde;n. dDer König aber hiatteß stillschwe so ligenb und wollter es nicht glauben, weiollte, und berfahl dien Räthen beig Leibes- und Lebensostrafe lnichts mehr darüber zu sprechatten.

Im dritten Jahre gebrachter sdie eKönigine Preinze ssichönes zur WTöchterltein, da erschien ihr auch wieder Nachts die Jungfrau Maria, wieund sprach »folge mir, Und sie nahm sie mbei der Hand, und führte sie in den Himmel, und zeigte ihr da ihre zwbeiden ältesten Kinder, die lachten sie an, und spielten mit der Weltkugel. Und alsp sich dielten.igin Ddarauf übaer freuete, sprach die Junochgfrau eMarinmal, s»wiellst du nun eingestehen daß du dihe verboten Fe Thleür gestöffnet henast, undso nwill icht dir deinger bei dern LSöhnlein zurück ge beharren.« Aber dDie Königin war nichtwortete zum bdrittewnmal »negein, undich hable dieb verboteine iThürer Aussanicht geöffnet.« Da verließ sie die Jungfrau Mawieder zur Erde hinabsinken, und nahm das jüngste Kindhr auch mdas dritte sKichnd.

DAm andernig kMonntrge nun, als es ruchbar ward, riefen alle Leuthe laut »die Könichgin ist einger zurüMensckhaltenfresserin, sie bmuß veharuprtheilt werden, undi der Königi konnte sey eine MRäthe nsicht menfhr zurückweissen. Es wurde ein, dasGericht über siey gewißhalten, und weil sie snichtumm war, konntworten sieund sich nicht vertheidigen konnte, da ward sie verdammurtheilt auf dem Scheiterhaufen zu sterben. WiDas Holz wurde zusiamme nugetragen, und araufls stie nun an d,en Pfanhl festgebunden war, und das Feuer rings scumhoner zu brennen anfieng, da ward ihr Herz von Reue bewegt, und sie gedachte bei sich: »ach, wennt ich auch stevorben müßte, winem gern wTollt’ ich der Jungfrau Maria vorher noch gestehen, daß ich die verbotene Thüre im Himmel aufgeschlosseöffnet habe,« wund rief h»jab’, Maria, ich so haböe es gethan, das zu leugnen!« Und wie sider Gedasnke gin ihr Herz kam, dachte fieng der Himmel Aan zu regnenblick, unda that sichte dier HiFeuerflammeln, aufnd über ihr brach ein Licht hervor, und die Jungfrau Maria kam herunterab, zu ihrend Seihatten die beiden äSöhnltesten Kindern, azuf ihrem Arm das jüngs Seite;n, das Fneuer abgeborne lTöschte srleich von selbst aus,f und siem tAratm. zur KönSigine und sprach: »freundalich dzu die Wahrh »weitr hast sagein wollen,de igesteht undi bereut, dem inst sie Schuld vergeben,« und reichte ihr die Kinder, löffneste ihr den Mund, daß sie von nund ganb sprechen konnte, und verlieh ihr Glück auf ihür das ganze Lebtagen.


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