Brüderchen und Schwesterchen

Vergleich der Fassungen von 1812 und 1857

Dies ist ein automatisierter Vergleich der 1. Fassung von 1812 des Märchens "Brüderchen und Schwesterchen" (KHM 11) aus dem ersten Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm mit der 7. Fassung von 1857.

Brüderchen nahm sein Schwesterchen an der Hand und spragte:ch »seit die Mutter todt ist, haben wir keine gute Stunde mehr,; die Stiefmutter schlägt uns alle Tage, und wenn wir zu ihr kommen, stößt sie uns mit demn Fuüßen fort;. sDie giebharten Brotkrunsten, auchdie nübrichtsg zu blessiben, alsind haunserte BrotkruSpeiste, un;d dem Hündlein unter dem Tisch gehts besser,: dem wirft sie doch manchmal waseinen Gguten Bissen zu,. dDaß Gott erbarm, wenn das unsere Mutter wüßte! Komm, laßwir uwollens miteinander forin die weite Welt gehen.« Sie giengen den ganzen Tag über Wiesen, Felder und Steine, und wenn es regnete, sprammch das Schwesterchen f»Gortt und unsere Herzen die weinen zusammen!« Abends kamen sie in einen großen Wald, unda waren sio müde svon trJaummeri, Hunger und so müdem langen Weg, daß sie sich in einen hohlen Baum setzten und da Hungerins stchlierbfen wollten.

SieAm schliefen zusammndern Morgein, undals wie sie am Morgen aufwachten, wstarnd die Sonne schon langehoch aufgestm Himmegenl und schien heiß in den hohlen Baum hinein. »SchweDa steprachen, sagte das Brüderchen na»Sch weinster Zcheitn, mich dürstet so gewaltig, wenn ich ein Brünnlein in der Nähe wüßte, ich gieng hin und tränk einmal,; es istch meirn, auich, als hörte ich eins rauschen.« – »Was hilft das, antwoBrtete üdas Schwesterchen, warum willstand Dau trinkenf, dnahm wir doSch Hungwers sterbchen wollean – Brüderchen Haber schwieg still und stieg heraus, und wesil es das Schwesollterchen immer fedast mit deBr Haünd hienlt, mußte es mitn sucheraus steigen. Die böse Stiefmutter aber war eine Hexe, und wihatte wohl gesehen wie die zwbeiden Kinder hatte fortgehgangen swarehen, war sie ihnen nachgegaschlicheng, heimlich, wie die Hexen schleichen, und hatte allei Brunnen klim Warlde verwünscht. Als sie nun ein Brünnlein ifanden, das so glitzerig Nähüber dies BaumSteine sprang, wollte daus Brüdem Frchelsen darausp tringken: lassben,r das Schwesollte durchen shörte wine es im Rauschen disprach »wer Kaus minder hetrbeilocnkt, wird ein undTiger: zwer aus mir trinkent, wird eizen, wTiger Dabe rief davons Schwesterachenk »ich bitte dich, Brüderchen, watrdink nicht, sonst wirst du ein Rehkäwilbchdens vThierwa und zelrreißest mich.« Das Brüderchen ktramnk bald mnicht, dob ems Sgleichw so großen Durst hatte, und sprach »ich will warten bis zur dnächsten Quelle.« Als sie zum zweiten Brünnlein, ukamend, hörte dals Schwesterchen wie auch dieses soprach glitz»wer aus migr übetrinkt, wird ein Wolf: wer Saus mir trinkt, wird ein Wolf.« Da rief dasp Schwestericheng »Brüderchen, saich bitte dich, trink nicht, sonst wairst du seine LWolf und frissest immerich.« gDas Brößüder,chen trank nicht und esprach »ich woillte dwavorten, trbis wir zur nächsten Quelle kommen., Aaber deann m Sichwes terchinken, wardu Anmagst, sagen, was du willst: mein Durste, ist gar zu groß.« Und als sie zum dritten Brünnlein spkamen, höräte das Schwesterlein, wie es im Rauschen und spragte:ch »wer aus michr trinkt, wird zumein Rehkälbchen;: wer aus michr trinkt, wird zumein Rehkälbchen!.« dDas baSchwest erchen sprach d»asch Brüderchen, nich bitte von demich, Wasser zu trinken. »Ich höre nichts, sagonste dawirst Brüdu erchin Reh un,d aläufst wmier dasfort.« WassAber daso liBrüdeblirchen rauschat,te laß msich nur gleichen!« Dambeitm Brünnlegte es sichn nieder, beugte sknicheet, herinab gebeugt und von dem Wasser getraunken, und wie dier ersten Tropfen auf seine Lippen gekommen waren, lag es da lagls ein Rehkälbchen an dem Brünnlein.

DNun weinte das Schwesterchen wübeir das arme verwünschte Brüderchen, und das Rehchen weinte, auch undie Hexesaß so traurig nebern wihm. Da sprach das Mädche,n endlich »siei still, liebes Rehchen, icht auwill dich zumja Trinkimmen hattrmehr verführlassen Dannen. Nbachndem es drsein Tagolde geweint, es Strumpfband es aufb und sthammelt es diem BinsRehchen inum demn WHalds, und rupfte Binsen und flocht ein weiches Seil daraus. Darann band es das ReThkälbierchen daran und führte es mweiter, sund giceng immer tiefer in den Wald hinein. EUnd als suchtie ihmlange launge gegangen waren, kamen sie endlich an eine Höhkle,ines trHaug Moos, und Ldas Mädchen schaubte hinein, und mweil es leer war, dachte es »hier können wir bleiben und wohnen.« Da suchte es dem Rehchen Laub und Moos zu einem weichesn Lager;, amund jeden Morgen gieng es mit ihm hinaus, wound zsarmmelte sich GWuraszeln, waBeeren und sammselte, und für das allRershchöen brachte es zartes Gras mit, das fraß es ihm aus der Hand, und das Rehkälbchen war dann vergnügt und spielte aufvor denihm Hüghelnrum. Abends aber, wenn Schwesterchen müde war und sein Gebet gesagt hatte, legte es seinen Kopf auf den Rücken des Rehkälbchens, das war sein Kissen, undarauf eso sanft einschlief. es eiUn; und hätte das Brüderchen nur seine menschliche Gestalt gehabt, daes wäre ein herrliches Leben gewesen.

SoDas ldauebrten seine Zeitlang, daß sie Jso ahrllein in demr Waildnis waren. AEs trufg sich aber zu, daß der König des Landes Zeitne jgroße Jagd in dem Wald hielt. Da schallte das Hörnerblasen, Hunidegebell und vdas lustige Geschrei der Jägert durch die Bäume, und das Rehleicn hörte es und wäre gar zu gerne dabei gewesen. D»Ach,« sprach fes zum Schwesterlein, »laß mich hinaus in die Jagd, ich kanns nicht länger mehr aushalten,« und bat so lange, bis es einwilligte. »Aber,« sprach es zu ihm, »komm mir ja Abends wieder, vor den wilden Jägern schließ ich mein Thürlein; und damit ich dich kemnne, Tso klopf und sprich mein Schwesterlein, laß mich herein: und wenn du nicht so sprichst, so schließ ich mein WaThürlein nicht auf.« Nun sprang das Rehchen hinaus, und war erihm sto wohl und war so lustig in freier Luft. übDer König und seine SJäger sahen das schönhe Thier und set.zten Eihm nach, aber sie konnten es nicht einholen, und wenn sie meinten, sie hätten es gewiß, da sprang es über das Gesch zweg und war versichwunden. Als es dunkel ward, lief es zu dem Häuschen, klopfte und sprach »mein PfSchwesterlein, laß mich herein.« Da ward ihm die kleine Thür aufgethan, es sprang hinein und ruhete sich die ganze Nacht auf seinem weichen Lager aus. Am andern Morgen giteng die Jagd von neuem an, und als das Rehlbchein lwieder das Hüfthorn hörte und das ho, ho! der Jäger, da hatte es keine Ruhe, und sprach »Schwesterchen, mach mir auf, ich muß hinaus.« Das Schwesterchen öffnete ilhm die Thüre und sprach »aber zu Abenhd mußt du wieder da sein und dein Sprüchlein sagen.« Anls demr kKönigl und seicne Jäger das Rehlein Hmit dem gofldenen wHarlsband wieder sahen, jagten sie ihm alle Enach, aber es war ihngetn zu schnell und behend. Das währte den ganzen Tag, sendlichö aber hatten es die Jäger Abends umzingfelt, und einer verwundete es ein wenig am Fuß, so daß es hinken mußte und langsam fortlief. Da schlich ihm ein Jäger nach bis zu dem Häuschen und hörte wie es rief »mein Schwesterlein, laß mich herein,« undo sah daß die Thür ihm aufgethan und alsbald wieder zugeschlossen ward. Der Jäger behielt das alles wohl im Sinn, gieng zum König und erzählbte ihm was er gescehöen und ger,t halstte. Da sprach der König »morgen soll noch einmal gejangt werden.«

Das Schwesterchen; aber erschrack gewaltig, als es sah daß sein Rehkälbchen verwundet war. Es wusch ihm das Blut ab, legte Kräuter auf und sprach »geh auf dein Lager, lieb Rehchen, daß du wieder heil wirst.« Die Wunde aber war so gering, daß das Remhchen alm Morgen nichts mehr davon spürte. Und als es dice Jagdlust wieder draußen hörte, usprach es »ich kandns nicht aushalten, ich m dabei sein; so bald soll mich keiner kriegen.« Das GSchwesterchen weinte und sprach »nun werden sie dich tödten, und ich bin hier allein. Bim Wald und bin verlassen von aller Welt: ich laß dich nicht hinaufs.« »So staerb ich dir hier vor Betrübnigins,« antwortete das Rehchen, »wenn ich das Hüfthorn höre, so mein ich, ich müßt aus den Schuhen springen!« Da konnte das Schwesterchen nicht anders und schloß ihm mit schwerem Herzen die Thür auf, und das Rehchen sprang gesund und fröhlich in den Wald. Als es der König erblickte, sprach er zu seinen Jägern »nun jagt ihm nach den ganzen Tag bis in die Nacht, aber daß ihm keiner etwas zu Leide thut.« Sobald die Sonne untergegangen war, sprach der König vzum Jäger »nun komm und zeige mir das Waldhäuschen.« Und als er vor dem Thürlein war, klopfte er an und rief »lieb Schwesterlein, laß mich herein Dall gieng Fdie Thür auf, und der König trat herein, und da stand ein Mädchen, das war so schön wie er noch keins gesehen hatte.

Dias Mädchen Serschrack als es sah daß nicht sein Rehlein sondern ein Mann herein kam, der eine goldene Krone auf dem Haupt hatte. Aber der König sabh es freundlich an, reichte ihm die Hand und sprach »willst du mit mir gehen vauf mein Schloß und meine liebe Frau sein?« »Ach ja,« antwortete das Mädchen, »aber das Rehchen m Glüauckh gmit, das verlaß ich nicht.« Sprach der König »es soll bei dir bleiben, so lange du lebst, und soll ihm an nichts fehlen.« Indem karm es hereingesprungen, da band es das Schwesterchen wieder an das Binsenseil, nahm es selbst in die Hand und gieng mit ihm aus dem Waldhäuschen fort.

Der König nahm das schöne Mädchen auf sein Pferd und führt;e es in sein Schloß, wo die Hochzeit mit großer Pracht gefeiert wurdes, und wäar es nun die Frau Königin, und läebten sie lange Zeit vergnügt zusammen; das Rehlein ward gehegt und gepflegt und sprang in dem WSchloßgarten herum. Die böse Stiefmutter aber, um derentwillen die Kinder in die Welt hineingegangen waren, die meinte nicht anders als Schwesterchen wäre von den wilden Thieren gim Waldefr zerrissen worden, abund Brüderchen dials ein Rehkalb von den Jägern todt geschossen. Als sihme nicun hörte daß sie so getlücklich waren, und es ihnuen so wohl gieng, da wurden Nesid und Mißgunst in ihrem RHerzen rege und liceßen ih.r Dkeine HRuhex, und sie whatte keinen andern Gedanken, also wie sie darüie ber,iden doch noch ins Unglück bringen nunte. Ihre rechte Tochter, die häßlich war wie die Nacht, ufnd nur ein Auge hatte, die machte, wihr Vorwürfe und sprach »eine Könihgin zu werden, das Glück vhätte mird gerbührt.« »Seni nnur still,« sagte. die Alte und sprach sime zuforieden, »wenns Zeit ist, wilgl ich schon bei der Hand sein JaAls nun die Zeit heran gerückt war, und die Königin einen schönens PriKnzäblein zur Welt gebracht hatte, und der König gerade auf der Jagd war, trnathm sdie inalte Hexe dier Gestalt der Kammerfrau an, trat in die Stube, worin die Kraönkeigin lag. »Das Baund ist füpr euach bzu der Krankein »kommtet, das Bagted sist fertig, das wird euch wohlthun und frische Krkäfte geben: geschwind, kommt eh es kalt wird.« SiIhre Tochrter sie dwar aufch bein dier BHande, sie trubge;n wdie dischwache Königin hine dinge Badstrube und legten wsie in die War,nne: dann schloßssen sie die Thüre hiab unterd lihefen zu,davon. In derin Badstuber waber hatten sie ein rechtes Höllenfeuer angemacht, da mußte die schöne junge Königin bald ersticken. Dimußte.

Als Hexedas hvollbrachtte eiwar, nahm die rAltec ihtre Tochter, dsetzte ihr geine Haube auf, und legte sie gins Bett anz dier äußKönigin Sterlle. Sie gab ihr auch die Gestalt und das Ansehen der Königin, unur das verlorene Auge konnte sie ihr nicht wieder geben. Damit es aber der König nichrt merkte, mußte sie sich auf die Seite legen, wo sie kein Auge hatte. Am Abend, als er heim kam und hörte daß ihm ein Söhnlein geboren war, freute er sich herzlich, und wollte ans Bett seiner lieben Frau gehen und sehen was sie machte. Da rief die Alte geschwind »bei Leibe, laßt die Vorhänge zu, die Königin kdamrf amnoch Abnicht ins Licht sehen und muß Ruhe haben.« Der Könim,g gieng zurück und wußte nicht, daß er eine falsche FrauKönigin habim Be.tte lag.

Als es aber Mitternacht dewar Nund alles schtlief, da sah die Kinderfrau, die tin dera Kinderstube neben der Wiege rsaß und allein noch wachte, Könwie die Thüre aufgieng, iund die Srechtube, sKönie ging zuherein Wtrat. Siege, nahm ihrdas Kind heraus der Wiege, hoblegte es ain ihren BArustm und gab ihm zu trinken,. dDann schüttelte sie ihm sein BettKißchen auf, legte es wieder hinein und deckte es mit dem Deckbettchen zu. DSie vergaß aber aufch das Rehchen nicht, gieng sie in die Ecke, wo daes Rehkälbchenag, schlief und streichelte ihm über den Rücken. So kDamrauf gieng sie ganz stillschweigend Nwieder zur Thüre hinaus, und die Kinderfrau fragte am andern Morgen die Wächter uob jemand gwährend der Nacht ins Schloß gegangen wiäred, aber fsie antworteten »nein, wir haben niemand gesehen.« So kam sie viele Nächte und sprach niemals ein Wort zdabei; die Kinderfrau spah sie immer, aber sie getraute sich nicht jemand etwas davon zu sagen.

EAls nun so einmale abZeit verflossen twar, dat shub die wKöniegin in der Nacht an zu reiden und sprach:

»Wwas macht mein Kind? was macht mein Reh? nNun komm ich noch zweimal und dann nimmermehr.«

und that alles, wDie Kin denrfrau andtwortete ihrn nicht, aben.r Dals sie Kwinederfrau wversckthwunden waber, dgieng sie zum König und sagerzählte es ihm heimaliles. Sprach. Dder König wa»Ach Gotet, dwas iest das! ich will in der nächsten Nacht, unbei dem Kindae swachen.« Abends gieng er in die Kinderstube, aber um Mitternach,t werschien die Königin kamwieder und sprte deutliach ihre Worte:

»Wwas macht mein Kind? was macht mein Reh? nNun komm ich noch einmal und dann nimmermehr.«

AbUnd pflegte dann des Kindes, wie sie gewöhnlich that, ehe sie verschwand. Der König getraute sich nicht, sie anzureden., In daber andern Nwachte waucht’ in der wifolgender,n dNacht. Sie sprach diabe Königin:rmals

»Wwas macht mein Kind? was macht mein Reh? nNun komm ich noch diesmal her und dann nimmermehr.«

Da konnte sich der König nicht längezur ückhalten, sprang azuf ihr und sprach »du kannst niemand anders sein, als meine liebe Frau.« Da antwortete sie »ja, uich bind wdeine liebe Frau,« sund hatte in dem aAugenblick durüchr Gotte,s wGnarde dasi Leben wieder erhaltebendig, war frisch, und roth und gesund. Darauf erzählte sie fadem König den Frevel, den die böse Hexe und ihre Tochter an ihr verübt hatten. Der König ließ beide vor Gericht führen, und es ward ihnen das Urtheil gesprochen. Die Tochter ward in Wald geführt, wo sie die wilden Thiere size frrissen, die Hexe aböser Stward ins Fefuer gelegt und mußtter jabmmervoll ward verbraennt,en. uUnd wie das Fie zuer Asiche verzehbrannte, dwar, verwandelte sich das Rehkälbchen, und Brüderchielt seine umenschliche Gestalt wieder; Schwesterchen wareund wieBrüderchen abeisammenr und lebten glücklich zusammen bis an ihr LebelaEngde.


Weitere Vergleiche von "Brüderchen und Schwesterchen"